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Toleranz ist das Um und Auf

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Wöchentliche Treffen der Gemeinschaftsmitglieder gab es oft, um organisatorische und architektonische Probleme zu lösen.

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Wöchentliche Treffen der Gemeinschaftsmitglieder gab es oft, um organisatorische und architektonische Probleme zu lösen.

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Anders als in einem Mietshaus wollte man wohnen. 1985 gingen die Mitglieder der Gemeinschaft B. R. 0. T. (eine Abkürzung für Beten-Reden-Offensein-Teilen) daran, gemeinsam mit einem Architekten ihr Haus zu konzipieren.

Derzeit wohnen etwa 65 Personen in dem Bau in der Geblergasse im 17. Wiener Gemeindebezirk. Das Gebäude beherbergt als Gemeinschaftsmitglieder Alleinstehende und Familien, aber auch Gäste, Hausbewohner auf beschränkte Zeit, meist Studenten. Vier Wohneinheiten stehen Klienten der Caritas zur Verfügung.

An die Planungs- und Bauphase

erinnert man sich als einer sehr intensiven Zeit: Oft gab es wöchentlich Treffen der Gemeinschaftsmitglieder, wenn es galt, organisatorische und architektonische Probleme zu besprechen.

Bei diesen Diskussionen gab man sich nicht mit einer einfachen „Mehrheitsdemokratie" zufrieden (60 Prozent dafür, 40 Prozent dagegen), man bemühte sich vielmehr um Lösungen, die für jeden einzelnen akzeptabel waren, wenn schon, dann sollte die Abstimmung mindestens 90:10 ausgehen.

Das (vielleicht) überraschende dabei: eine solche Lösung ließ sich

letztlich immer finden. Im B.R.O.T.-Haus führt man das nicht zuletzt auf die Kompetenz des Architekten zurück, der für jeden Wunsch verschiedene Realisierungsvorschläge lieferte aber auch eigene Anregungen gab, so zum Beispiel zu den breiten Gängen und dem geräumigen Stiegenhaus, die sich zu beliebten Plätzen der Begegnung und des Gesprächs entwickelt haben. Aber auch junge Familien mit Kinderwägen und behinderte Hausbewohner profitieren von dieser Großzügigkeit.

Auch die Lifte sind größer dimensioniert als normal, eben damit auch beispielsweise ein Rollstuhl gut darin Platz findet.

Im nachhinein ist man im B.R.O.T.-Haus davon überzeugt, daß dieser mühsame Prozeß des gemeinschaftlichen Planens sich gelohnt hat. Es steht aber außer Zweifel, daß derartige Projekte immer finanzielle und gruppendynamische Risiken mit sich bringen. Eine gemeinsame Idee, viel Toleranz und Gesprächskultur sind das Um und Auf.

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