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Wer Ohren hat, zu hören

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„Das gibt mir nichts“, erklärte ein interviewter Jugendlicher zum Thema Religion. Er ahnte nicht, daß es nicht um Nehmen und Fordern ging, sondern um die eigene Leistung. Er ahnte nicht, daß zur Debatte stand, wieviel er selber zu geben imstande wäre, und wußte somit ganz offenbar nicht um eines der Grundgesetze des Daseins: um die Tatsache, daß Nehmen und Fordern mit der Zeit zur inneren Verarmung führt, weil eben nur jener reich wird, der selbst zu geben vermag.

Wie viele, deren Denken durch angezüchtetes Primitivdenken derart verdreht ist, daß für sie nur das Eßbare, die Tachometerzahl oder das Zahnrad Realität besitzen, werden aufhorchen, wenn der ORF nach der

Jahreswende im Hörfunk sein neues Studienprogramm „Wozu glauben?“ ausstrahlen wird? Die Zahl der Anmeldungen läßt immerhin hoffen ... Schon jetzt kann man mit 30.000 Teilnehmern zu Kursbeginn rechnen. Und daß nicht wenige, seitab der Welt und der Zeit Lebende, sich erst später einschalten werden, ist anzunehmen.

Die Sendungen laufen vom 10. Jänner bis zum 11. April 1974. Die Zeiten: an jedem Donnerstag von 19.30 bis 20.00 Uhr in ö 1 mit einer Wiederholung am gleichen Tage von 22.30 bis 23.00 Uhr in ö R. Eine zweite Wiederholung folgt an jedem Dienstag von 15.00 bis 15.30 Uhr, diesmal wieder in ö 1.

Zur Hörfunksendung erschien das Arbeitsbuch „Wozu glauben?“ im Verlag Herder, Wien—Freiburg— Basel. Der Sendung und dem Buch zur Seite stehen Gruppentage, teils auf Pfarrebene, teils regional, Diskussionsveranstaltungen also, in der Dauer von zwei bis vier Stunden, die den Kursteilnehmern Dialog, Gegenfrage, Überprüfung des Erfaßten, Korrektur und Formulierung mit eigenen Worten bieten sollen. Ein Testsystem wird jedem Teilnehmer die Kontrolle des eigenen Studienfortgangs ermöglichen, und wer Wert darauf legt, kann auch ein Zertifikat erhalten, das Wissen attestiert, ohne es notenmäßig zu qualifizieren.

Das bloße Durchblättern des Arbeitsbuches „Wozu glauben?“, das von Kanonikus Strobl und seinem Team geschaffen wurde, läßt erkennen, daß jeder, der hier bereit ist, „etwas zu geben“, Zeit nämlich, und die Anstrengung eines Lernprozesses, reicher fortgehen wird als einer, dem „das nichts gibt“, weil er erzogen wurde, zu fordern und ohne Gegenleistung zu nehmen.

Wie bekannt, wird „Evangelisierung der Welt“ Thema der nächsten Bischofssynode in Rom sein. Das ORF-Studienprogramm „Wozu glauben?“ scheint uns hiefür ein nicht unwesentlicher Auftakt zu sein, ein Experiment, an dem noch zu lernen wäre, vielleicht aber bereits ein Modell, das anderswo übernommen loerden könnte.

Die Bedeutung des Modells (oder Experiments) wird sofort klar, wenn man sich daran erinnert, daß die Antennen in Ungarn, Jugoslawien, in der CSSR sogar, zu einem nicht geringen Teil nach Österreich gerichtet sind und daß man jenseits des Vorhangs im allgemeinen hellhöriger ist als in unseren Breiten.

Für Anfragen aus unseren Breiten gibt der ORF, Postfach 333, 1041 Wien, unter dem Kennwort „Studienprogramm“, Auskunft.

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