6853820-1977_06_10.jpg
Digital In Arbeit

Broadway ö 3

Werbung
Werbung
Werbung

Als „Broadway” des österreichischen Hörfunks bezeichnete Hörfunkchef In der Maur den Sender ö 3 - er soll laufen, solange es dem Publikum Spaß macht. Publikumsinteresse hat auf dieser Welle einen direkteren Einfluß auf die Programmgestaltung als in anderen Bereichen; desgleichen Publikums-Desinteresse.

Beides war im Herbst in einer ausführlichen Studie untersucht worden, und zwar für sämtliche Hörfunk-Programme; ö 3 zieht jetzt als erstes seine Konsequenzen. Dabei wird sich in der Gesamtkonzeption nichts ändern - der zehnte Geburtstag von ö 3 kann im Bewußtsein insgesamt steigender Publikumsgunst über die Runde gehen, ö 3 wird weiterhin im Hauptteil seiner Sendungen der Berieselungs-Philosophie treu bleiben, als weiteren wichtigen Zweig diverse Service-Leistungen erbringen und in einem dritten, bescheidenen, auf spezielle Hörergruppen abgestimmte Problemsendungen in Kleinstdosis servieren - etwa Music- und Minibox für interessierte Jugendliche oder die täglichen fünf Minuten „Einfach zum Nachdenken”.

Und die Änderungen? Am stärksten bemerkbar seit Anfang Februar die Einführung des Rund- um-die-Uhr-Programms, wo bisher von 4.05 bis 6.00 Uhr Sendestille herrschte. Damit berücksichtigt man die in letzten Infratest-Tabellen ausgewiesenen, unerwartet zahlreichen „potentiellen Hörer”, die schon um 5 Uhr früh den Beginn des ö-3-Weckers gerechtfertigt erscheinen lassen.

Innerhalb der ö-3-Hauptbeschäf- tigung, eben der „Berieselung”, gibt es für Insider ebenfalls Neues - vor allem das Bemühen, mit Hilfe von Programmleisten eine gewisse Übersichtlichkeit zu erreichen. Diesem Wunsch entspricht die tägliche 10.05-Uhr-Leiste „persönlich moderierte Sendungen”. Montag Gerhard Bronners „Schlager für Fortgeschrittene”. Leiste auch am Nachmittag (16.30 Uhr) für die Schlagermusik, nach Ursprungsländern gegliedert-Montag Italien, Dienstag Lateinamerika, Mittwoch Griechenland, Donnerstag wieder Lateinamerika, Freitag Österreich.

Interessant, daß entgegen vielen Vorhersagen vom Ende der „Informationsexplosion” doch der Bedarf an Nachrichten weiterhin steigt - die Hörfunkstudie erbrachte steigende Zuhörerzahlen bei den ausführlichen Morgen- und Mittagsjournalen auf ö 1, desgleichen bei den stündlichen 5-Minuten-Kurz- nachrichten auf ö 3. Der Versuch lag nahe, auch auf ö 3 eine längere Nachrichtenleiste zu versuchen, und man gebar das ,J4achtjoumal”, das täglich von 22 bis 22.15 Uhr eine Rückschau und Zusammenfassung auf den abgelaufenen sowie Vorschau auf den kommenden Tag bieten wird - mit durchaus realistischen Chancen, übliche ö-3-Veräch- ter anzuziehen, die einen fixen Termin den variablen Beginnzeiten von Zeit im Bild II vorziehen.

Neu und begrüßenswert sind Versuche, dem via Berieselung kombiniert mit praxisnahem Service an- geockten Publikum auch Anspruchsvolleres vorzusetzen. Bisher geschah dies aufö 3 nur in Jugendsendungen; jetzt will man mit dem „Kopfhörer” Einblick in aktuelle Feature-Produktionen geben, als eine Art „summary digest” gedacht, wo schlagzeilenartig Ausschnitte aus laufenden Features das Interesse des breiten Publikums wecken oder zumindest testen sollen. Auf das Gebiet des Kurzhörspiels wagt man sich hier noch nicht, es soll in absehbarer Zeit im Regionalprogramm Einzug halten und sich erst einmal dort bewähren.

Immerhin: während allerorten die Verflachung der Programme um sich greift, zuallererst im Fernsehen, aber doch auch im Hörfunk, setzt ö 3 deutliche Akzente für seinen Willen zur Qualität.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung