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Wider den Konsum am Feiertag

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Was ist schon das Feiertagsruhegesetz gegen das Ladenschlußgesetz? So gering auch die qualitativen Unterschiede sein mögen, das Ladenschlußgesetz ist scheinbar mehr: nämlich tabu.

Unmöglich ist es daher, in Österreich die Ladenschlußzeiten flexibler und konsumentenfreundlicher zu gestalten. Einen längeren Einkaufsabend wie in der benachbarten Schweiz? Einen langen Einkaufssamstag im Monat wie jenseits der Grenze in Deutschland? Da sei das Gesetz vor! Und an dem wird nicht gerüttelt, da mögen die Autokolonnen noch so lang werden.

Es lohnt sich deshalb festzuhalten, daß offene Geschäfte jenseits der Grenze hierzulande für nichts ein Argument sein können: Sonst hätte das Ladenschlußgesetz längst geändert werden müssen.

Anders beim Feiertagsruhegesetz: Da sind die Donnerstag-Feiertage der Wirtschaft längst ein Dorn im Auge. Und heuer kommt auch noch der 8. Dezember dazu. Maria Empfängnis fällt diesmal auf einen Samstag, auf einen langen Einkaufssamstag in der Vorweihnachtszeit.

Kirchliches Hochfest hin, gesetzlicher Feiertag her: Handel und Handelsminister drängen darauf, daß die Landeshauptleute das Marienfest zum Einkaufsfest dekretieren. Denn: „Denn vor allem Menschen aus den Grenzregionen würden ins Ausland einkaufen fahren, wo Maria Empfängnis kein Feiertag ist..."

Eine krause Logik, die nur in diesem Fall die Auslandskonkurrenz fürchtet. Und eine kurzschlüssige noch dazu: Was, wenn der 8. Dezember demnächst auf einen Freitag oder Montag fällt? Werden dann die Österreicher, die zum günstigen Einkauf jenseits der Grenze entschlossen sind, just die heimischen Läden stürmen, nur weil diese am Samstag unmittelbar danach oder davor auch geöffnet sind?

Eben. Eben deshalb geht es nicht nur um diesen 8. Dezember, sondern um den Grundsatz, ob man mit Feiertagen handeln kann oder nicht. Der eigenartige Kompromiß, der zur Diskussion steht, nämlich die Geschäfte erst um zehn Uhr am Feiertag zu öffnen, damit den Mitarbeitern die Möglichkeit zum Besuch des Gottesdienstes gegeben wird, ist da keine Lösung.

Trotzdem: Natürlich geht es ums Geschäft. Warum aber will man der Auslandskonkurrenz nicht zuvorkommen? Will vor dem 8. Dezember heimische Kaufkraft abschöpfen?

Das geht nicht? Das ginge durch längere Einkaufsabende unter der Woche, durch einen langen Einkaiffssamstag im November ...

Ein Feiertag ist mehr als ein arbeitsfreier Tag, soll ein Festtag sein, Zeit zum Innehalten und Besinnen. Gerade das tut im vorweihnachtlichen Konsumrausch not. Daher wäre es falsch, den 8. Dezember dem Kommerz zu opfern.

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