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Der verkaufte 8. Dezember

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Der Nationalfeiertag fällt heuer auf einen Montag. Auch wenn Österreicher an diesem 26. Oktober nach Freilassing, Passau, Sankt Gallen oder Sopron einkaufen fahren, werden hierzulande die Rollbalken heruntergelassen bleiben. Erstens empfiehlt sich patriotische Zurückhaltung, zweitens vermutet man ohnehin die Mehrheit bei der Wadenparade der Fit-Märsche, drittens schließlich traut niemand den Österreichern zu, sich früh- und rechtzeitig um Weihnachtseinkäufe zu kümmern.

Hingegen „stört“ der 8. Dezember — Mariä Empfängnis fällt in diesem Jahr auf einen Dienstag — ganz gehörig das Geschäft Der Strom österreichischer Konsumenten ins benachbarte Ausland soll in offene Geschäfte im Inland umgeleitet werden. Eine Einkaufsgelegenheit für den Gelegenheitskauf.

Wenn schon freier Untemeh- mergeist per Verfassungsgesetz für den Gelegenheitsverkehr abgewürgt wird, soll er sich an diesem Tag wenigstens einmal austoben dürfen. Ein Hinterwäldler, der da Feiertag Feiertag sein lassen möchte, ein Wirtschaftsschädling noch dazu-.

Blinde Kaufwut treibt nämlich die Österreicher ins Ausland, schenkt man den Öffnungsargumenten Glauben. Hiesige Konsumenten schauen daher am 8. De zember zuerst auf das Schild mit den Ladenöffnungszeiten und dann erst auf den Preis. Oder nicht? Ja, selbst zum Volltanken fährt mancher nur über die Grenze, weil die Öffnungszeiten unserer Tankstellen selbst rund um die Uhr so ungünstig sind. Oder auch das nicht?

Der 8. Dezember als Einkaufstag ist ein verkaufter Feiertag. Da macht auch die Gewerkschaft mit: Zuschlag, Zulage und noch dazu ein freier Tag — das Angebot der Wirtschaft ist großzügig genug.

Und Entgegenkommen wird auch auf anderer Seite signalisiert: Es würde ja genügen, die Geschäfte von 10 bis 17 Uhr offenzuhalten, damit jedem die Möglichkeit gegeben werde, der Schein des Katholischen soll wenigstens ein bisserl gewahrt bleiben, den Gottesdienst zu besuchen. Jammerschade nur, daß sich der Österreich-Besuch des Papstes nicht auf diesen Termin vorverlegen läßt, damit er sich überzeugen kann, wie dieses Land noch zu feiern versteht. Damit er katholischen Politikern den Rük- ken gegen die Bischöfe des Landes stärkt, die den menschlichen und gesellschaftlichen Wert der Feiertage mit ihrem religiösen Charakter gewahrt wissen wollen. Genügt da nicht etwa eine schnelle Messe vor 10 Uhr?

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