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Farbige Fliesen für Maria

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Die Wiener Pfarrkirche Am Labor, in den Jahren 1970/71 gemeinsam mit zwei anschließenden, fünf Geschosse hohen Wohn- und Bürohäusern errichtet, wird meist gar nicht als Gotteshaus erkannt, der grau in grau gehaltene Bau wirkt unscheinbar und wenig einladend.

Um die schlichte Gestaltung der frühen siebziger Jahr zu verändern, ist eine künstlerische Neugestaltung vorgesehen, die das Gotteshaus auch als Kirche erkennbar macht. Pfarrer Alfred Weinlich, seit Jahren engagiert für ein besseres Verständnis zwischen den Völkern und Beligionen, konnte den jüdischen Künstler Arik Brauer für dieses Projekt gewinnen.

Brauer selbst bezeichnet seine Arbeit für diese katholische Kirche als Herausforderung: „Ich habe mich sehr gefreut, daß man mit diesem Projekt an mich herangetreten ist, denn ich habe sowohl zum zweiten Bezirk, in dem ich einen Teil meiner Kindheit verbrachte, als auch zur christlichjüdischen Versöhnung eine starke innere Beziehung!"

Mitte Jänner wurde bereits der erste Abschnitt des dreiteiligen Fliesenbildes an der Fassade den Gottesdienstbesuchern vorgestellt. Das Werk soll ein Symbol des Brückenschlages zwischen Christen und Juden darstellen, aber auch ein Zeichen für alle Mitmenschen sein: „Unsere Wohnhäuser sind grau, die Arbeitsstätten sind grau und unsere Gotteshäuser sind grau. Auch die Menschen auf der Straße sind grau. Sie gehen mit niedergesenktem monotonem Blick, lassen die Schultern hängen. Wir müssen mehr Farbe, mehr Lebendigkeit in unseren Alltag bringen. Ein erster Schritt dazu ist, unsere Häuser bunter und fröhlicher zu gestalten!"

Im Mittelpunkt des Werkes steht. die Darstellung des „letzten Abendmahles", der Seitenflügel gibt das Thema „Josef träumt" wieder und der nun präsentierte Teil zeigt „Maria geht im Dornenhain". Bereits im Sommer dieses Jahres soll die Fassade der Kirche in neuem Glanz erstrahlen. Brauer: „Maria ist die Frau der Frauen, die Mutter der Mütter. Aber auch die Integration des Kreuzes sei ihm ein für dieses Werk wichtiges Anliegen gewesen. Pfarrer Weinlich weist im Gespräch darauf hin, daß die Leopoldstadt vor 1938 der Wiener Bezirk mit dem höchsten jüdischen Bevölkerungsanteil gewesen sei: „Bis zur Vertreibung durch die Nationalsozialisten - zirka 50.000 Menschen wurden vertrieben oder ermordet - war ungefähr die Hälfte der Bevölkerung unseres Bezirkes jüdischer Herkunft. Das Fassadenbild von Arik Brauer ist ein Zeichen für die neue Form des Zusammenlebens für den gegenseitigen Respekt. Gerade heute ist dieses Miteinander und diese Gemeinschaft wichtiger geworden denn je. Unsere Pfarrgemeinde möchte diese Einstellung für alle Mitmenschen bereits nach außen hin sichtbar machen!"

Die Kosten von rund viereinhalb Millionen Schilling für die extrem wetter- und hitzebeständige Fassadengestaltung aus gebrannten Fliesen werden zu je einem Drittel von der Pfarre Am Tabor, der Erzdiözese Wien sowie durch ein zinsenloses Darlehen an die Pfarre aufgebracht.

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