Hubert Christian Ehalt - © Foto: IMAGO / Rudolf Gigler

Wissenschaftsvermittler Hubert Christian Ehalt gestorben

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Der Sozialhistoriker und Gründer der "Wiener Vorlesungen", Hubert Christian Ehalt, ist 74-jährig verstorben. Auch für DIE FURCHE hat er zahlreiche Beiträge und Interviews verfasst.

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Der Sozialhistoriker und Gründer der "Wiener Vorlesungen", Hubert Christian Ehalt, ist 74-jährig verstorben. Auch für DIE FURCHE hat er zahlreiche Beiträge und Interviews verfasst.

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Er war ein Volksbildner im besten Sinn: 1987 hat Hubert Christian Ehalt, habilitierter Sozialhistoriker sowie Anthropologe, als Wissenschaftsreferent der Stadt Wien die "Wiener Vorlesungen" initiiert. Mit diesem Format brachte er renommierte Vortragende aus aller Welt in die österreichische Hauptstadt. So sollte es gelingen, Wissenschaft und Kultur für breite Bevölkerungskreis attraktiv zu machen. Bis zu seinem Ruhestand 2017 hat Ehalt, der mit seinem gleichsam enzyklopädischen Wissen beeindruckte, das Programm der "Wiener Vorlesungen" geplant: Es reichte von den Operetten des Johann Strauss bis zu den Auswirkungen der sozialen Medien auf unsere Gesellschaft.1500 Veranstaltungen, 300 Buchpublikationen und zahlreiche TV- und Radiokooperationen erwuchsen daraus. Am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte war er zudem als Assistent und als Dozent tätig.

Auch für DIE FURCHE hat Hubert Christian Ehalt zahlreiche Artikel verfasst - unter anderem Interviews mit jenen namhaften Persönlichkeiten, die er im Rahmen der "Wiener Vorlesungen" begrüßen konnte. Bemerkenswert auch sein Text über die "Bedrohte Spezies Intellektuelle", den er 2012 anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums der "Wiener Vorlesungen", dieses Projekts der Aufklärung und des Brückenbaues, für DIE FURCHE geschrieben hat:

"Offene Gesellschaften, in denen Zweifel, Skepsis, Kritik einen Platz haben, die nicht nur auf Abrichtung und Kontrolle, auf ingenieurmäßige Organisation, sondern auf Eigenständigkeit und Verantwortungsfähigkeit der Bürgerinnen und Bürger setzen, brauchen Intellektuelle" heißt er hier. "Demokratien sind dann gut, wenn über alle Fragen des Gesellschaftlichen offen, differenziert und kontroversiell diskutiert wird, diskutiert werden kann. Intellektuelle sind ein Ferment des Geistigen. Als Akteurinnen und Akteure der Öffnung, als Agents Provocateurs machen sie die Ambivalenz und das bisweilen Vexierbildhafte der Kultur sichtbar. Aber der Geist weht ohnedies, wo er will. Er lässt sich fördern; und den gesellschaftlichen Institutionen sollte bewusst sein, dass er gefördert werden sollte, auch wenn er ihnen als Bedrohung ihrer Organisationshegemonie unangenehm erscheint."

Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Hubert Christian Ehalt am 27. Dezember 74-jährig gestorben.

„Ehalt war der Kampf gegen Mythen, Vorurteile und politische Propaganda extrem wichtig, und sein Vertrauen in die aufklärende Kraft der Wissenschaften war ungebrochen“, meinte Heinz Faßmann, Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), deren Ehrernmitglied Ehalt war. „Er war unermüdlich für die Wissenschaft und die Vermittlung ihrer Erkenntnisse im Einsatz. Sein Tod ist ein großer Verlust für die Wissenschaftsgemeinschaft.“

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