Der Minister von der traurigen Gestalt

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Es war wohl ein besonders trüber Tag im politischen Leben des Norbert Darabos: der 12. Juli 2007, als der erste Eurofighter in Zeltweg landete. Der Verteidigungsminister hatte zwar noch das subjektiv Beste aus der Situation gemacht, indem er einfach nicht da, sondern mit Heinz Fischer, dem Bundespräsidenten und Oberbefehlshaber des Heeres, zu Besuch in Mazedonien war. Doch allein schon die Tatsache, dass der ungeliebte Riesenvogel in Österreich einflog, war eine Niederlage für Darabos. Was hatte doch die SPÖ im Wahlkampf gegen die Teurofighter gewettert, was hatten SPÖ und Grüne einschließlich ihrer Vorfeldorganisationen und Sympathisantenmilieus nicht alles mit den Abfangjägern gegengerechnet: Soziales, Bildung und überhaupt fast alles Gute und Schöne dieser Welt wollte irgendwer irgendwann einmal mit dem Geld finanzieren, das man sich bei den Eurofightern ersparen hätte können …

Aber gut, Darabos hat auch das in Demut auf sich genommen - wie er, der ehemalige Zivildiener, zuvor schon sich zum Verteidigungsminister machen hat lassen. Gewollt hätte er das Innenministerium, aber möglicherweise hat die SPÖ dieses Ressort, bei dem man nichts gewinnen kann, nicht ungern der ÖVP überlassen. Gleich zu Beginn seiner Karriere im ungeliebten Amt musste er in den sauren Eurofighter-Apfel beißen. Als Trostpflaster für die eigene Befindlichkeit und die seiner Gesinnungsfreunde konnte er immerhin nach endlosem Hin und Her eine Reduzierung der Stückzahl von 18 auf 15 (mit schlechterer Ausstattung) präsentieren.

Bröckelnder Stein

Nun stolpert Darabos durch eine seltsame Wehrpflicht-Berufsheer-Debatte, die er sich wohl auch nicht gewünscht hat. Bedanken kann er sich dafür bei der bewährten Allianz des Wiener Bürgermeisters mit der Kronen Zeitung. Bekanntlich schien es Michael Häupl kurz vor den Wiener Wahlen opportun, die allgemeine Wehrpflicht zur Diskussion zu stellen. Jetzt muss Darabos täglich erklären, dass sein Meinungsumschwung von der "in Stein gemeißelten“ Wehrpflicht hin zu deren Abschaffung rein gar nichts mit Häupl und der Krone zu tun habe. Nein, er habe sich einfach kundig gemacht und seine Ansichten aufgrund veränderter Gemengelagen (welcher auch immer) revidiert. Auch kein großes Problem: Man hat sich daran gewöhnt, dass Darabos immer den Eindruck macht, er müsse Dinge sagen, die er eigentlich gar nicht sagen will.

Dass man ihm darob nicht böse sein kann, liegt an seiner freundlich-ruhigen Art. Mit der hielt er schon als Bundesgeschäftsführer der SPÖ unter Alfred Gusenbauer die Öffentlichkeit bei Laune.

Nun muss er sehen, wie er aus dieser Bundesheer-Debatte wieder herauskommt. Die Chancen auf eine "österreichische“ Lösung, bei der alle ihr Gesicht wahren, also sagen können, herausgekommen sei, was sie immer schon wollten, stehen nicht schlecht. Dennoch wird der Minister in diesen Tagen einmal mehr die Koalitionsräson verfluchen, die ihn an diese Stelle gebracht hat.

Indes - es kann nur besser werden: Wer sagt, dass die SPÖ auch den nächsten Verteidigungsminister stellt; und noch eine Hoffnungsperspektive gibt es für den Burgenländer Darabos: Schon einmal ist ein Verteidigungsminister (Günther Platter) in seinem Heimatbundesland Landeshauptmann geworden. Der war allerdings davor auch noch Innenminister …

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