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Als Moralapostel lebt es sich gemütlich: Man entrüste sich über die anderen und mache sich selbst nicht die Finger schmutzig - derzeit übrigens die Maxime der Grünen. Wobei die in der Opposition festbetonierte Partei in einer selbst gestellten Falle sitzt. Wer jahrelang den Teufel an die Wand malt, kann nicht plötzlich auf einen pragmatischen Kurs - Rot-Grün mit oranger Duldung - umschwenken. Daher sind Rot und Schwarz zu einer großen Koalition verdammt. Und jene, die die ÖVP zuerst im "Schmollwinkerl" sahen, kritisieren jetzt ihre "Machtgier", statt an die Grünen zu appellieren, eine Alternative zuzulassen.

Möglicherweise ist das sogar für längere Zeit die letzte Chance für eine grüne Regierungsbeteiligung. Niemand weiß, ob Alexander Van der Bellen noch die Kraft hat, in eine nächste Nationalratswahl zu gehen. Er suggeriert den Wählern erfolgreich eine Breite, die die Partei gar nicht hat. Im Grunde ist sie die etwas ökologischer und etwas ausländerfreundlicher orientierte kleine Schwester der SPÖ.

Nach VdB kommt es wohl zu einem Richtungskampf, wie ihn die deutschen Grünen längst hinter sich haben: Pragmatiker gegen Fundamentalisten. In den Bundesländern sitzt (etwa mit Eva Lichtenberger oder Rudi Anschober) der eher bürgerliche Flügel. In Wien (etwa mit der Landespolitikerin Monika Vana) der rot-grüne Teil. Pragmatikerin Eva Glawischnig ist in höhere Sphären entschwebt, Madeleine Petrovic in Niederösterreich verräumt. Ansonsten herrscht personell gähnende Leere, auch wenn Peter Pilz und Werner Kogler viel Lärm um nichts machen. Von den Sympathiewerten ihres jetzigen Parteichefs können sie nur träumen. Ein ehemaliger "revolutionärer Marxist" als Vizekanzler? Dann doch bitte lieber eine große Koalition!

Die Autorin ist Innenpolitik-Ressortleiterin der "Presse".

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