Hillary Clintons Scharfmacher

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Wenn US-Präsidentschaftswahlen analysiert werden, fällt meist ein Satz: "It's the economy, stupid!" Die Wirtschaft entscheidet, Dummkopf! Der Satz, der schon viele Kommentare über die USA eingeleitet hat, stammt von James Carville. Der Politikberater, Kommentator und Bestseller-Autor war einer der führenden Strategen, die Bill Clinton 1992 zum Wahlsieg gegen George Bush senior verhalfen. "It's the economy, stupid", war einer der Leitsätze, die in Clintons "War room" (so wurde die Wahlkampf-Zentrale genannt) an der Wand hingen, um alle Mitarbeiter auf die Kernthemen einzuschwören. Nun steht der 63-Jährige auch Hillary Clinton als Wahlkampfberater zur Seite.

Dass der wortgewaltige und redegewandte Wahlkampf-Stratege mit ausgeprägtem Südstaatenakzent kein Freund der moderaten Sprachwahl ist, dürfte weithin bekannt sein. Die momentane Aufregung über einen Carville-Sager dürfte daher pure Taktik von beiden Seiten sein: Carville hatte den früheren Energieminister im Kabinett Bill Clinton, Bill Richardson, einen "Judas" geheißen, weil dieser ins gegnerische Lager von Barack Obama übergetreten ist. Es sei doch eine besondere Ironie, wenn Richardson, zur Zeit Gouverneur von New Mexiko, ausgerechnet in der Karwoche seine Unterstützung für Obama bekannt gebe, genauso habe Judas Jesus damals für 30 Silberlinge verraten, sagte Carville. Er verweigerte zudem eine Entschuldigung.

Es wird nicht die letzte Aufregung im heftigen Kampf zwischen Hillary Clinton und Barack Obama um das demokratische Präsidentschaftsticket gewesen sein. Das Obama-Lager ließ mit einem Gegenangriff auch nicht lange auf sich warten: Hillary Clinton würde ihre politischen Erfahrungen und Erlebnisse von früher aufbauschen und übertreiben. Konkret: Hillary Clinton hatte in einer Wahlkampfrede erzählt, wie sie und ihr Mann Bill bei ihrer Ankunft in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo im März 1996 von Heckenschützen attackiert worden seien. Laut Berichterstattung der Nachrichtenagentur AP entsprach das aber nicht der Wahrheit. Das Obama-Lager nützte Hillary Clintons Erklärungsnotstand genüsslich aus: Wer einmal aufbauscht, hat es vielleicht schon öfter getan, lautet die Botschaft an die Wähler.

Mit James Carville hat Hillary Clinton sicher einen der legendärsten US-Wahlkampfstrategen an ihrer Seite. Zugleich scheinen seine Rezepte aber schon sehr bekannt und nicht immer erfolgreich. Er hat auch John Kerry bei seinem Duell gegen George Bush junior beraten, der Demokrat Kerry unterlag aber (was sicher viele Gründe hatte). Er stand auch ausländischen Spitzenpolitikern als Zuflüsterer bei, wie zum Beispiel dem britischen Ex-Premier Tony Blair.

Auch sein Privatleben bot Anlass für TV- und Buchstoff: Carville ist mit einer Berufskollegin verheiratet, Mary Matalin. Allerdings arbeitete Matalin für die republikanische Partei. Im Wahlkampf 1992 standen sie sich quasi als Gegner gegenüber und lernten sich zu hassen und zu lieben. Bill und Hillary Clinton träumen offenbar von einer Neuauflage der erfolgreichen 1992er Kampagne. Doch Nostalgiegefühle scheinen gegen Barack Obamas Motto des Wandels schwer anzukommen. Auf Überraschungen und langlebige Sprüche mit Carvilles Handschrift darf man also gespannt sein. Regine Bogensberger

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