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Das letzte Aufgebot von George Bush
George Bush kann am 3. November die US-Präsidentenwahl nur noch gewinnen, wenn es ihm gelingt, seinen Herausforderer Bill Clinton - der ihm bei der ersten TV-Debatte am Sonntag weit überlegen war - mit einer politischen Schmierkampagne charakterlich zu vernichten.
Meinungsumfragen bescheinigen Clinton drei Wochen vor der Wahl einen stabilen Vorsprung bei den Wählern zwischen zwölf und 20 Prozent. In dieser beinahe ausweglosen Situation greift der Präsident zu unlauteren Methoden: Vergangene Woche etwa warf er auf Betreiben einiger republikanischer rechtskonservativer Kongreßabgeordneter aus Kalifornien Bill Clinton „unpatriotisches" Verhalten vor, weil dieser 1969 als junger Student in Oxford, England, „am Höhepunkt des Vietnamkriegs" eine touristische Reise in die Sowjetunion unternommen habe. Bush -ohne irgendwelche Fakten zitieren zu können
- versuchte einen subtilen Zusammenhang zwischen den Anti-Vietnamkriegsdemonstrationen gegen die USA „auf ausländischem Boden" in London, den Aktivitäten des KGB und Bill Clinton zu konstruieren.
Clinton fällt es zunehmend leichter, diese verzweifelten und kontraproduktiven Angriffe auf seinen - so die republikanische Wahlkampfmaschine - „labilen Charakter" zu zerstreuen und die Wähler darauf aufmerksam zu machen, daß George Bush lediglich von seinem wirtschafts- und sozialpolitischen Versagen in den letzten vier Jahren ablenken will.
Die Bush-Kampagne hat auf den von konservativen Meinungsmachern wie Pat Buchanan ausgerufenen „kulturellen Kampf für die judeo-christlichen Werte" gesetzt und sich damit klar verspekuliert. Der republikanische Parteitag sollte die konservative und christlich-fundamentalistische Basis mit der großen Rhetorik von der „Familie" gegen den liberalen Geist der „radikalen Feministinnen", gemeint war Clintons Frau Hillary, und die „frechen Herausforderungen" der Homose-
xuellenorganisationen in der Demokratischen Partei mobilisieren.
Die Wähler wollten freilich anderes hören: George Bush erkannte viel zu spät, daß das eigentliche Anliegen dieses Wahlkampfs die Zukunftsfähigkeit der amerikanischen Wirtschaft betrifft. Die Züstimmungsrate, wie gut Bush wirtschaftspolitische Probleme meistert, liegt bei kaum 20 Prozent. Und seitdem der selbsternannte Präsidentschaftskandidat und Multimilliardär H. Ross Perot wieder in das Rennen um das Präsidentenamt zurückgekehrt ist, gerät Bush noch weiter in Argumentationsnotstand.
Die Wirtschaftkrise und die radikal anmutenden republikanischen Reden vom „Religionskrieg" in den USA bringen die Wähler in das demokratische Lager zurück. Bill Clinton und sein Vizepräsidentschaftskandidat AI Gore verstehen es, sich als geläuterte und veränderte junge links-liberale Politikergeneration darzustellen, die den notwendigen sozialen Veränderungsschub in die amerikanische Gesellschaft einbringen kann.
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