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Gelähmte Demokraten

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Besser früh als spät oder sogar zu spät: Nach diesem Motto verfährt Amerikas Demokratische Partei im Bemühen, endlich - nach elf Jahren in der präsidentiellen Diaspora - wieder den Chefsessel im Weißen Haus besetzen zu können. Die Wahlen im kommenden Jahr werfen ihre Schatten voraus, beherrschen mehr und mehr die politische und ökonomische Szenerie in den USA.

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Besser früh als spät oder sogar zu spät: Nach diesem Motto verfährt Amerikas Demokratische Partei im Bemühen, endlich - nach elf Jahren in der präsidentiellen Diaspora - wieder den Chefsessel im Weißen Haus besetzen zu können. Die Wahlen im kommenden Jahr werfen ihre Schatten voraus, beherrschen mehr und mehr die politische und ökonomische Szenerie in den USA.

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Früher, viel früher als üblich haben die Vorbereitungen für den Wahlkampf begonnen. Die Opposition -also die Demokratische Partei - hat einen schweren Stand. Sie ist nicht zu beneiden, ihr fehlt ein zugkräftiges Programm.

Es scheint, als hätten die langen Jahre im präsidentiellen Exil die Demokraten gelähmt. Ihnen fehlt eine wirkliche, eine überzeugende Programmatik. Das vorsichtige Hinwenden zur Mittelklasse - vorsichtig, damit das Wählerpotential der Arbeiter nicht abgeschreckt wird -, Forderungen nach besserer Schul- und Berufsausbildung sowie Versprechungen in sozialer Hinsicht „locken keinen Wähler an", formulierte die „New York Times".

Die gleiche Thematik wird schließlich von den Republikanern bevorzugt; und da sie den Präsidenten stellen, haben sie natürlich dabei die besseren Karten. Die Demokraten geben sich ziemlich hilflos, nicht selten vermitteln sie den Eindruck, sich selbst jetzt schon verloren zu geben. Derzeit deutet alles daraufhin, daß die Führungs- und Programmlo-sigkeit der Demokraten im November des kommenden Jahres zur Wiederwahl von George Bush führt. Und sollte er bis dahin gesundheitlich abgebaut haben, dürfte Vizepräsident Dan Quayle seine große Chancet bekommen. Er ist vielen Amerikanern nicht ganz geheuer, aber die Antipathien sind im Schrumpfen, rückläufig auch sind die bösen Witze über ihn.

Bush wird ihn mit Sicherheit als Vizepräsidenten behalten wollen, seitdem Umfragen ergeben haben, daß ihn das lediglich 1,5 bis zwei Prozentpunkte kosten wird - vor wenigen Monaten noch waren hierbei sechs Prozent angegeben worden. Die Republikaner sind zweifellos die Favorisierten.

Das ist natürlich in erster Linie auf die Beliebtheit Bushs zurückzuführen. Den Republikanern hilft zudem, daß die Demokraten keine Persönlichkeiten aufzuweisen haben, keinen Kandidaten, der mit erkennbaren Chancen gegen Bush antreten könnte.

Einer der möglichen Kandidaten auf demokratischer Seite ist Bill Clinton, der Gouverneur von Arkansas. Er meint, „beide Parteien müssen sich etwas Nach-Reagansches einfallen" lassen. Nur: Auch er bleibt bei Allgemeinplätzen. Er hat allerdings richtig erkannt, daß die Demokraten den Schwerpunkt auf innenpolitische

Probleme legen müssen - außenpolitisch haben die Demokraten schließlich abgewirtschaftet, seitdem sie gegen die beim US-Volk so populäre Bush-Politik in Sachen Golfkrieg stimmten.

Die Republikaner sind gelassen, vermeiden im Gegensatz zu den Demokraten den Anschein, jetzt bereits Wahlkampfpolitik zu machen: Je mehr die Demokraten zu diesem frühen Zeitpunkt schon „rummeln", desto schweigsamer, ruhiger gebärden sich die Republikaner: Sie sind einfach absolut siegessicher.

Der Schlüssel für die Demokraten kann die Ökonomie werden, der Schlüssel für das Weiße Haus. Diese Meinung äußerte der republikanische Wahlanalytiker Kevin Phillips, doch schränkt er sofort wieder ein: „Nichts deutet daraufhin, als könnten sich die Demokraten zusammenrappeln- was die Wirtschaft betrifft, sind sie zerstritten, haben sie keine Linie, tun sie einen lausigen Job.

Fazitderzeit: Die Republikaner stellen auch den nächsten Präsidenten.

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