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Sturm in der Badewanne

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„Es war die tollste Wintersaison, die wir je gehabt haben“, erklärte Salzburgs Leiter des Landesverkehrsamtes, Hofrat Dr. Manzano. Und auch der im Mära ausgebrochene Krieg zwischen den zentralen Stellen in Wien und den Landesfremdenverkehrsämtern in den Bundesländern wird von Manzano als derzeit beigelegt — zumindest aber als ruhend — abgetan.

• So hatte Ministerialrat Dr. Lan-ger-Hansel, Chef der österreichischen Fremdenverkehrswerbung, mit einer Forderung nach Zentralisierung der Werbeeinrichtungen den Kommentar des Salzburger Volksblattes ertragen müssen: „Er redet sich um seinen Kopf.“

• Und neben dieser „Wiener“ Erklärung waren überdies die Gemüter der Bundesländervertreter durch die Einstellung der AUA-Flüge erhitzt worden.

Langer-Hansel hatte in einem APA-Interview dem Sinn nach erklärt, die Werbemittel müßten den Ländern und Gebieten entzogen und in Wien zentralisiert werden, wenn man etwa in den Vereinigten Staaten konkurrenzfähig bleiben wolle. Die Schuld an dieser Meinung hatte man allerdings im „Salzburger Volksblatt“ nicht Langer-Hansel selbst in die Schuhe geschoben, sondern, wie es hieß, dem „Emigranten“ und weltweit bekannten Werbepsychologen Ernest Dichter, der beratend im Verein österreichische Fremdenverkehrswerbung mitarbeitet. Langer-Hansel selbst trat für die Schaffung einer Werbegemeinschaft für die Bundesländer ein, die, zur „Strukturierung der Basis“, die zentrale Werbung noch intensivieren sollten. Daß er dabei vom Nachteil des allzu starren Föderalismus sprach, wurde ihm in den Bundesländern sofort übelgenommen. Inzwischen haben aber Gespräche und der massive Druck der Bundesländer dazu geführt, daß Langer-Hansel seine Erklärung abgeschwächt hat. Dadurch ist zumindest in dieser Hinsicht Ruhe eingekehrt. Unruhig bleibt man hingegen in der Frage AUA, weil hier offensichtlich kaum eine Entscheidung vor dem Herbst zu erwarten sei. Bis zu diesem Zeitpunkt, so fürchtet man, könnte jedoch einerseits der Flugverkehr nach den österreichischen Zentren (mit Ausnahme Wiens) von der AUA infolge des zu geringen Maschinenparks bereits eingestellt sein, während anderseits ausländische Luftverkehrsgesellschaften, wie „Lufthansa“ oder „Swissair“, im Rahmen ihrer langfristigen Planungen bei der Erstellung von Flugplänen dann wohl kaum mehr in der Lage wären, kurzfristig die Verbindungen zwischen den Bundesländerhauptstädten und europäischen Flugzentren zu übernehmen.

Daß der Fremdenverkehr allerdings auch noch mit anderen Problemen zu kämpfen hat, führte wohl am deutlichsten Bundeskammerpräsident Sallinger ins Treffen, indem er ankündigte, daß man bei der Einführung der Mehrwertsteuer in zwei Jahren für die Fremdenverkehrsbetriebe einen ermäßigten Steuersatz einführen müsse, wolle man nicht eine fünf- bis achtprozentige Preiserhöhung riskieren. Denn nicht einmal Italien und die Schweiz haben es angesichts der steigenden Lohnkosten gewagt, ihre Preise erneut anzuheben. Die Konkurrenzfähigkeit des österreichischen Fremdenverkehrs würde gegenüber den Nachbarn auf eine harte Probe gestellt werden. Überdies — so Präsident Sallinger — sei die Steuerbelastung der Fremdenverkehrswirtschaft in Österreich heute schon viermal so hoch wie in der Schweiz und doppelt so hoch wie in Italien.

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