Hellmut Butterweck: Das FURCHE-Urgestein

Wenn man noch unter Friedrich Funder zur FURCHE kam und vom legendären FURCHE-Chefredakteur Kurt Skalnik wie von einem eben pensionierten Kollegen reden kann, dann ist man 2022 gewiss FURCHE-Urgestein.

Hellmut Butterwecks erster, im FURCHE-Navigator zu findender Artikel stammt vom 22. September 1955 über eine Wiener Ausstellung der Magnum-Fotografen von Robert Capa bis Erich Lessing. Legendär die Anekdote wie Butterweck, der heimatlose Rote, zu Skalnik beim Einstellungsgespräch sagte: „Sie wissen aber schon, wie ich‘s mit der Kirche halte.“ Skalnik darauf: „Wurscht, Sie san a Antinazi, also passen‘S zur FURCHE“.

Das nimmermüde Auseinandersetzen mit dem Vergessen und das Wachhalten der Erinnerung an die NS-Zeit ist wahrscheinlich die größte Konstante im Wirken des Hellmut Butterweck. Er schrieb Bücher über die Wiener Volksgerichtsprozesse nach 1955 oder die Nürnberger Prozesse. Davon handelt auch sein bislang letzter FURCHE-Artikel vom 18. Mai 2022.

Insgesamt war und blieb Butterweck ein journalistisch-historischer Tausendsassa: Er schrieb Wirtschaftsbücher und Theaterstücke ebenso wie eine Monografie über die Kardinäle von Wien. In der FURCHE war er Theater-, Film-, Buchkritiker, Wirtschaftsredakteur und politischer Kommentator. Zuletzt – von 1996 bis zur Pensionierung 2003 – leitete er das Buchressort dieser Zeitung.

Die wenigen Kolleg(inn)en in der heutigen FURCHE-Redaktion, die Hellmut Butterweck noch als Aktiven erlebt haben, erinnern sich seiner als unbequemen und unbestechlichen Schreiber, der sehr unleidlich werden konnte, wenn journalistische oder sprachliche Standards nicht eingehalten wurden. Als junger Redakteur musst man seine Feuertaufe bei Hellmut Butterweck bestehen. Ein prägende – und unglaublich wichtige Erfahrung.

Unfassbar, dass dieser Kollege Altvordere nun seinen 95. Geburtstag begeht!