Law and Order. einmaL mehr

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Letzte Woche sagte der Innsbrucker Politologe Reinhold Gärtner, der seit langem Deradikalisierungs programme mit rechtsextremen Jugendlichen durchführt, zur FUR-CHE (Seite 7): In Bezug auf muslimische Extremisten habe ihn noch niemand befragt. Keine Woche später gackert der Boulevard aufgeregt über IS-Terrorist(inn)en, die in Österreich leben oder nach Syrien unterwegs seien -und schmiedet im Verein mit der Politik "Anti-Terror-Maßnahmen": Verbot von IS-Symbolen, schärferer Verhetzungsparagraf, Erschwerung der Ausreise Minderjähriger, Aberkennung von Asylstatus bzw., wo möglich, der Staatsbürgerschaft für Extremisten. Law and Order. Einmal mehr.

All das wird nichts nützen. Glaubt wirklich jemand, dass junge Leute, die von ihren Eltern entfremdet sind, noch auf deren Zustimmung warten, wenn sie reisen? Sie werden derartige Vorschriften zu umgehen wissen. Und in Internet &Social Networks kann niemand die IS-Symbole und Hass-Postings effektiv eindämmen. Hingegen müsste ganz massiv in Programme wie jene von Reinhold Gärtner investiert werden und in Strategien, Asylwerbern und Jugendlichen in gefährdeten Milieus eine Lebensperspektive zu vermitteln. Das funktioniert nicht von heute auf morgen. Niemand den Mut, zu sagen, dass Deeskalation Zeit brauchen wird.

Dazu kommt, dass medial wie politisch einmal mehr das Fingerspitzengefühl für den Umgang mit Glaubensüberzeugungen der Muslime fehlt. Das Islamische Glaubensbekenntnis ("Es gibt keinen Gott außer Gott. Und Muhammad ist sein Gesandter"), das sich auch auf den IS-Symbolen findet, ist für viele Muslime mit der Verbotsforderung dafür mitgemeint: Das Gefühl der Marginalisierung wächst unter den Muslimen im Land rapide. Gleiches gilt für die von Medien wie Politik inflationär verwendeten Rede vom "Dschihad" als Synonym für Gewalt im Namen des Glaubens. Solcherart hat sich der Begriff nachhaltig in den Köpfen festgesetzt -mögen "normalsterbliche" Muslime damit auch etwas ganz anderes meinem.

IS & Co haben ihre Terminologie der Welt aufgezwungen -und auf diese Weise den Propandakrieg im Westen längst gewonnen. Nur der merkt das noch immer nicht.

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