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Sünde und geistige Krankheit

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SKRUPEL - SUNDE - BEICHTE. Pastoralpsychologische Anregungen. Von Andreas Snoeck. Verlag Josef Knecht, Frankfurt am Main 1960. 171 Seiten

J. M. H o 11 e n b a c h, durch seine eigenen Werke gut bekannt, hat uns in der Übersetzung dieses Werkes aus dem Holländischen einen wertvollen Dienst erwiesen. Es gibt wenig wirklich auf der Höhe der Zeit Stehendes auf dem Gebiete der Pastoraltheologie, namentlich in dem so heiklen Problem der Beichtpraxis.

Der Löwener Moraltheologe Andreas Snoeck hat schon durch seine Abhandlung „Beichte und Psychoanalyse“ den Beweis erbracht, daß er auch die neuesten Probleme dieses Gebietes beherrscht. Im vorliegenden Buch behandelt er in drei Kapiteln meisterhaft: 1. die Aufgabe des Beichtvaters (S. 7 bis 76), 2. die Bedeutung der sündhaften Handlung (S. 77 bis 98), 3. die Behandlung des Skrupulanten in der Seelsorge (S. 99 bis 168).

Im ersten Kapitel zeigt der Verfasser, daß die Beichte vor allem als Sakrament zu behandeln sei, und folgert daraus die Aufgaben des Beichtvaters dem sakramentalen Geschehen gegenüber. Gerade aus einer exakten Kenntnis der Psychotherapie heraus vermag der Verfasser die Grenzen zwischen dem sakramentalen Geschehen und dem, was nicht mehr zum Sakramente gehört, klar zu ziehen.

Im zweiten Kapitel wird das echte Wesen der Sünde gegenüber den Erscheinungen der krankhaften Psyche klär abgegrenzt. Beides muß sowohl vom Priester in der sakramentalen Behandlung als auch vom Psychologen genau getrennt werden. Diese Trennungslinien versteht der Verfasser in prägnanter Form zu ziehen. Er kann auch daraus die klaren Folgerungen für die rechte Behandlung der Grenzfälle ziehen.

Im dritten Kapitel wird der besondere Fall des Skrupulanten behandelt, der ja unter den psychischen Erkrankungen der am häufigsten dem Seichtvater begegnende ist. Der Verfasser unterscheidet klar zwischen den uneigentlichen Formen des Skrupels, die zugleich nur eine vorübergehende Erscheinung sind, und dem eigentlichen Skrupel. Diesen charakterisiert er eingehend aus der Verhaltungsweise des Skrupulanten als die in verschiedenen Formen auftretende Zwangshandlung.

Schließlich behandelt er die Therapie des Skrupels mit der genauen Unterscheidung der Fälle, die psychotherapeutisch zu behandeln sind, und jener Fälle, die unmittelbar vom Beichtvater behandelt werden können.

Die Klarheit, die diese Ausführungen auszeichnen, die Gründlichkeit, die eine umfassende Sachkenntnis verrät, geben diesem Buch seinen besonderen Wert. In einer Zeit der weit um sich greifenden psychischen Labilität wird dieses Buch den verantwortungsvollen Priestern und Ärzten wichtige und wertvolle Erkenntnisse vermitteln.

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