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Top-Down oder Bottom-Up

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Eine konservative Anlagestrategie betont Sicherheit und Liquidität. Ein wachstumsorientiertes Depot zielt hingegen auf hohe Renditen.

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Eine konservative Anlagestrategie betont Sicherheit und Liquidität. Ein wachstumsorientiertes Depot zielt hingegen auf hohe Renditen.

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Die Anlagestrategie bildet das Ergebnis der Analyseprozesse, die in Kunden- und Marktanalyse untergliedert sind. In ihr wird unter anderem die zukünftige Vermögens - Struktur festgelegt. Dabei wird das Vermögen in bestimmte Anlagekategorien gegliedert. Beispielsweise wird festgehalten, daß ein bestimmter prozentualer Vermögensanteil in der Risiko-Rendite-Relation X (inländische Standardaktien) investiert wird, während andere Vermögensteile anderen Risiko-Rendite-Rela- tionen zugeordnet werden. Die Vermögensstrukturierung - das (Zwischenergebnis einer Anlagestrategie - wird Asset Allocation genannt.

Vereinfacht dargestellt, kombiniert der Vermögensverwalter in der Anlagestrategie die Vielfalt möglicher Anlageinstrumente derart, daß das Kundenvermögen langfristig entsprechend den vorgegebenen Zielen und Mentalität investiert ist. In der Asset Allocation werden somit die Grundsatzentscheidungen bezüglich Rendite, Risiko und Liquidität umgesetzt, aber auch die Verteilung auf Währungen, Laufzeiten und Länder systematisiert. Konkrete Anlageentscheidungen trifft der Vermögensverwalter erst in einer späteren Phase.

Diesem Ansatz einer Anlagestrategie von Top (Grundsatzentscheidungen) zu Down (konkreten Anlageentscheidungen) steht die Philosophie des Bottom-Up-Ansatzes ge genüber. Der Bottom-Up-Ansatz basiert auf der Selektion bestimmter Einzelanlagen durch den Vermögensverwalter; dieser sucht nach „Perlen“ für das Vermögen seines Kunden. Ausgewählt werden dabei jene Perlen, die nach der Analyse besonders ertragsversprechend erscheinen. Dieser Ansatz scheint überdurchschnittlichen Erfolg zu versprechen — findet Ihr Verwalter immer die wertvollsten Perlen für Sie, dann können Sie sicher sein, das beste aus Ihrem Geld zu machen. Aber warum soll gerade Ihr Verwalter besondere Informationen besitzen, die ihm dies ermöglichen?

INFORMATIONSVORSPRUNG

Einen Informationsvorsprung kann ein Vermögens Verwalter nur dann haben, wenn er entweder besondere Analysemethoden anwendet oder bessere Informationsquellen besitzt. Um tatsächlich die Wertpapiere in bessere und schlechtere zu qualifizieren, müßte ein Vermögensverwalter beim Bottom-Up-Ansatz eine mehrstellige Zahl verschiedenster Wertpapiere ständig beobachten und analysieren. Bei diesem Ansatz ist die dominierende Zielvorgabe die Maximierung der Rendite. Wir haben den vorangegangenen Ausführungen jedoch deutlich entnehmen können, daß eine derartige Ausrichtung zu einseitig ist. Die Vermögensanlage ist nicht Selbstzweck, sondern dient der Erreichung übergeordneter Ziele, so beispielsweise zur Erlangung von Sicherheit für Familie und Alter.

Gegenüber dem Bottom-Up-Ansatz legt der Portfolio-Manager im Top-Down-Ansatz sein Schwergewicht auf die Auswahl der Anlagekategorien und konzentriert sich erst in zweiter Linie auf die spezifischen Wertpapiere. Das moderne Portfo- liö-Management basiert auf diesem Gedankengang. Die theoretische Grundlage des Top-Down-Ansatzes ist die Markteffizienz, die davon ausgeht, daß alle preisrelevanten Informationen bereits im Marktpreis (Börsenkurs) enthalten sind. Konsequenterweise wird daher behauptet, daß weder Sie noch Ihr Vermögensverwalter durch die bewußte Selektion von Einzelwerten laufend überdurchschnittliche Gewinne erzielen können. Der Top-Down-Ansatz bildet aus seiner zugrundeliegenden Theorie heraus eine Widerlegung der „Perlensuche“. Erst nachdem der „grobe Fahrplan“ - die Asset Allocation beziehungsweise Vermögensstruktur - für das Vermögen feststeht, werden darauf basierend die Anlageobjekte ausgewählt. Der Kunde bestimmt mit seinen Grundsatzentscheidungen betreffend Rendite, Risiko und Liquidität den Grobfahrplan für die Anlage. Daraus ergibt sich im Top-Down-Ansatz die Festlegung der konkreten Anlagestrategie. Innerhalb der definierten Anlagegrenzen, welche die Anlagestrategie bestimmen, ist der Portfolio-Manager beziehungsweise Vermögensverwalter frei in seiner Anlageentscheidung. Ausnahmen werden im Vermögensverwaltungsvertrag geregelt. Dieser beschreibt die vereinbarte Strategie. Solche Strategien werden mit Bezeichnungen wie „wachstumsorientiertes Depot“ oder „konservative Anlagestrategie“ versehen und spiegeln zumeist die Erwartungen und die Risikomentalität des Anlegers wider.

ERGEBNISVERGLEICH

Zu solchen Strategien nachstehend die folgenden Beispiele: Sind Sie auf das Erzielen hoher Renditen fixiert, so bietet sich das wachstumsorientierte Depot an. Die Struktur des Depots ist auf besonders renditeträchtige Anlagekategorien konzentriert, und der Vermögens Verwalter versucht, innerhalb dieser Anlagekategorien wiederum die besten Einzelanlagen herauszufiltern. Sie kennen natürlich längst den Nachteil einer solchen Strategie - in ihr haben Sicherheit und Liquidität wenig Platz. Die konservative Anlagestrate gie betont das Bedürfnis nach Sicherheit. In der Selektion der Anlagekategorien werden festverzinsliche Anleihen stark bevorzugt und andere Anlagewerte nur begrenzt in die Anlagen wähl einbezogen.

Manche Vermögens Verwalter haben aus Rationalisierungs- und Überwachungsgründen eigene Musterportfolios definiert. Dadurch werden bestimmte Anlagestrategien abgebildet und nachvollziehbar, wie auch auf den Kunden zuordenbar. Es kann nun. abgeleitet werden, wie sich das Kunden-Portfolio in der Vergangenheit entwickelt hätte. Ob die Anlagestrategie eines Kunden einem Musterportfolio gleicht oder auf eine Vielzahl spezifischer Besonderheiten Rücksicht nimmt, muß mit dem Verwalter abgesprochen werden. Die solchermaßen ausgehandelte Anlagestrategie kann ope- rationalisiertermaßen wie folgt aus- sehen: „40 Prozent des Vermögens werden in Aktien, 60 Prozent in festverzinsliche Wertpapiere investiert. In Aktien der folgenden Länder (Regionen, Branchen) … darf nicht investiert werden. Damit ist der Rahmen, in dem sich der Vermögensverwalter bei seinen konkreten Entscheidungen bewegen darf, abgesteckt. Zur Anlagestrategie gehört schließlich auch die Festlegung des Vergleichsmaßstabes, an dem das Anlageergebnis gemessen wird. Dafür wird häufig ein Index verwendet, dessen Risiko und Rendite als Basis für die Messung des Portfolioertrages dient. FW

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