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Eine Bank wird an ihrer Glaubwürdigkeit gemessen

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Eine Bank verspekuliert Riesensummen in der Karibik, eine andere will sich vom Rechnungshof nicht in die Geschäftsbücher schauen lassen... Die Geldinstitute sind ins Gerede gekommen.

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Eine Bank verspekuliert Riesensummen in der Karibik, eine andere will sich vom Rechnungshof nicht in die Geschäftsbücher schauen lassen... Die Geldinstitute sind ins Gerede gekommen.

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Kaum ein Monat vergeht ohne negative Schlagzeile aus einem der sensiblen Bereiche der österreichischen Wirtschaft: dem Geldgeschäft. Verlieren die Banken allmählich ihr traditionell gutes Image? Werner Beu- telmeyer, Chef des Linzer Marktforschungsinstituts „market“ analysiert:

DIEFÜRCHE: Die negativen Meldungen über die Banken häufen sich Welches Ansehen genießen die Herren im Nadelstreif bei den Österreichern eigentlich noch?

WERNER BEUTELMEYER: Die Situation ist anders, als man es aufgrund vieler negativer Zeitungsmeldungen vermuten würde. Das Gegenteil ist der Fall — die Banken genießen immer noch ein sehr hohes Ansehen. Sie befinden sie zusammen mit den Ärzten und Rechtsanwälten in einem Umfeld, das von den Österreichern als durchaus ehrenhaft angesehen wird.

Die Vertreter von Geldinstituten gehören zu den angesehendsten Gruppen in der Gesellschaft. Weiter vorne liegen noch die Universitätsprofessoren. Am unteren Ende der Skala finden Sie übrigens die Marktforscher, Agenturen und die Schauspieler.

DIEFURCHE: Warum bekommt diese Branche keinen „Schmutzfleck“ ab? BEUTELMEYER: Weil schon jede Branche ihre negativen Schlagzeilen hat. Und.diejenigen über die Banken werden nur von einem kleinen Teil der Bevölkerung in ihrer Tiefe analysiert. Das sind die an Wirtschaft interessierten Leser, die haben meist auch ein differenziertes Bild von den Ereignissen.

Für die meisten Österreicher sind aber die Sportseiten beziehungsweise andere Themenkreise weitaus interessanter. Wenn Rußlands extremistischer Politiker Schirinowski nach Österreich kommt, so löst er mit seinen negativen Aktionen weitaus mehr Gefühle aus als ein Riesenverlust einer Bank. Außerdem kann der Durchschnittsösterreicher bei Milliardengeschäften im Bank geschäft ohnehin nicht einmal erahnen, wieviel das eigentlich ist. Nur wer sich selektiv mit der Branche beschäftigt oder beispielsweise die handelnden Personen kennt, der nimmt einen Skandal in einer Bank auch als einen solchen wahr.

DIEFÜRCHE; Gibt es noch Branchen, die nicht angepatzt werden?

BEUTELMEYER: Es gibt aus dem Stahlbereich mindestens ebenso viele Negativmeldungen wie aus dem Bankbereich, und auch bei den Versicherungen, in der chemischen Industrie oder im Medizinbereich ist es nicht anders. Wer sensibilisiert gezielt die Meldungen über die Pharmaindustrie verfolgt, müßte beispielsweise auch sagen: „Um Gottes Willen...“

DIEFÜRCHE: Wziehe Eigenschaften werden heuzutage von einem Banker criveirtet?

BEUTELMEYER: Wenn man die Anforderungen an sein Produkt analysiert, dann ist zunehmend das Thema Glaubwürdigkeit gefragt. Ein Banker wird daran gemessen, wie zuverlässig sein Produkt ist, und wie sicher er damit auftreten kann. Die Vertreter dieser Branche müssen viel Souveränität, Stabilität und Sicherheit ausstrahlen.

Aber das ist auch der wundeste Punkt im Produktimage. Denn die Kunden sind schon verärgert, wenn Zinssätze stillschweigend geändert werden, ohne daß man sie entsprechend informiert. Einem Teil der Bankleute nimmt man es auch nicht ab, daß sie sich für ihre Kundschaft engagieren und nicht vielmehr nur an die eigenen Profite denken. Zum Teil wird aber auch die Überheblichkeit der Bankbranche kritisiert. Banken werden assoziiert mit Marmor, tollen Fassaden, Polstertüren und viel Aufwand im Zusammenhang mit persönlichen Eitelkeiten...

DIEFÜRCHE: Wer weniger protzt, hat in Zukunft bessere Marktchancen?

BEUTELMEYER: Ja. Längerfristig gesehen müssen die Banken an ihrem Sympathiepotential arbeiten. Sie verkaufen ja keine Waschmittel, sondern langfristige finanzielle Bindungen, die sehr viel Verantwortung verlangen.

Das Gespräch

führte Elfi Thiemep

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