Italien wählt am 22. November seine Gemeinde- und Provinzräte. Als einzige Partei versucht die kommunistische, beharrlich und erfolglos, die Wahlpolemik auf kommunale Probleme zurückzuführen. Die der anderen bewegt sich auf den Höhen der Weltpolitik, der Führungswechsel in der Sowjetunion istdas Lieblingsthema der bürgerlichen Kampagne geworden. Aber gerade auf diesen Boden will die KP Italiens nicht folgen. Sie ist ungewöhnlich unduldsam geworden und zeigt, zum erstenmal, deutlich Nervosität. Warum bloß? Parteisekretär Luigi Longo erklärt sich sicher, daß es den Gegnern nicht
Die heikle Operation der „Linksöffnung“ in Italien hat es ratsam erscheinen lassen, daß die Parteiführer selbst in die Regierung eintreten und die Verantwortung für ihre Parteien anderen überlassen. Außenminister Saragat hat sich bei den Sozialdemokraten durch den treuen Tanassi ablösen lassen, Nenni bei den Sozialisten durch ■ den ebenso treuen De Martino, nachdem ein Versuch Lombardis, sich an die Stelle des alten Bosses zu drängen, abgeschlagen worden war. Auch der Republikaner Reale ist zurückgetreten, aber die Frage der Nachfolge wird erst durch einen Kongreß
Im 35. Kongreß der Sozialistischen Partei Italiens hat es einen Augenblick gegeben, in dem sich das menschliche Gefühl wie ein Sonnenstrahl durch das graue Gewölk der Parteidogmatik und politischen Abstraktion Bahn brach und als lichtere Atmosphäre über der Ansammlung der 600 Delegierten verdichtete. Es war am Schluß seines langen, selbstkritischen Bekenntnisses, daß Pietro Nenni, der 72jährige Führer der italienischen Sozialisten, ausrief: „Wenn ich mit einem einzigen Satz ausdrückensollte, was mich in meinem langen Leben als politischer Kämpfer am meisten getroffen hat, dann ist
Wenn das Unternehmen einer Regierung der linken Mitte gelingt — und man weiß nicht, was zu tun wäre, wenn es nicht gelingen sollte —, wird der Sekretär der Sozialistischen Partei Italiens, Pietro Nenni, nach 16jähriger Opposition wieder einen Ministerstuhl einnehmen. Den gesteckten Zielen der „Linksöffnung“ nach soll er als Vizeministerpräsident ohne Porte feuille in ein Kabinett Moro ein- treten in gleicher Eigenschaft wie die Sekretäre der verbündeten Parteien, Giuseppe Saragat für die Sozialdemokraten und Oronzo Reale für die Republikaner. Dies natürlich, ohne die
Am 25. Oktober 1958, kurz vor dem feierlichen Einzug der 52 Kardinäle in das Konklave, aus dem dann Johannes XXIII. als gewählter Papst hervorgehen sollte, hat der inzwischen zum Kurienkardinal erhobene Hoflatinist Antonio Bacci in herrlichem Latein die traditionelle „Oratio de eligendo Pontifice“ gehalten, die an das Kardinalskollegium gerichtete Ermahnung, eine gute Wahl zu treffen. „Es genügt kein gelehrter Papst, es genügt kein Papst, der die göttlichen und menschlichen Wissenschaften kennt, der die feinen Vernunftgründe von Diplomatie und Politik erforscht und erprobt hat.
Die zwischen engen Hausfronten zum Trocknen ausgehängte Wäsche erscheint dem Reisenden aus dem Norken wie das bunte Banner der Armut. Hartnäckig erhält sich das Bild des Elends in romantischer Verklärung: wo die Esel, grau und staubig wie die -andschaft, unter dem kargen Baum- - chatten dösen, wo halbnackte oder mit bunten Fetzen bedeckte Kinder sich im Straßenschmutz balgen, da weiden die Photoapparate gezückt wie früher einmal die blondbärtigen Maler ihre Staffelei aufstellten. Doch wird es immer schwieriger, so ein unverfälschtes Armutsbild auf den Film zu bekommen. Fremde-
Es hat in Rom erhebliches Aufsehen srerursacht, daß der vatikanische „Osservatctre Romano“ in einem langen, auf seiner ersten Seite veröffentlichten Artikel gegen ein kürzlich veröffentlichtes Buch des hier wenn schon nicht populären, so doch sehr bekannten Jesuitenpredigers P. Ricardo Lombardi Stellung genommen hat. Der ungewöhnliche typographische Aufwand erklärt sich aus der großen Publizität, die Lombardis Buch: „Konzil. Für eine Reform in der Caritas“, besonders in der illustrierten Wochenpresse gefunden hatte, wahrscheinlich weil es auf vielen Seiten in offener Polemik
Attilio Piccioni, als Präsident der Christlich-Demokratischen Partei unermüdlich mit dem Ausgleich der Gegensätze in ihr beschäftigt, hat an einem der letzten Montage aufgeseufzt: „Am Sonntag sollten die Katholiken ruhen; statt dessen reden sie; und mehr als notwendig.“ Am vorangegangenen Sonntag waren die christlich-demokratischen Abgeordneten und Minister in die Provinzen hinausgezogen und hatten der Wählerschaft ihre Meinungen in bezug auf den bevorstehenden Parteikongreß verkündet. Ihre Sonntagsreden waren zu einer Art Vorkongreß geworden, und die Gegensätze sind hart
Mit einem hörbaren Seufzer der Erleichterung wird der eine oder andere Abgeordnete oder Senator am Morgen des 11. November das Kalenderblatt vom Vortag abreißen. Denn vom11. November ab fehlt dem Präsidenten der Republik, Giovanni Gronchi, eine seiner bisherigen Vollmachten, vielleicht die wichtigste von allen: das Parlament auflösen und Neuwahlen ansetzen zu können. Voh diesem Tag an beginnt näriilich’’Jdas letzte halbe Jahr seiner Amtszeit, und die Verfassung nimmt ihm in diesen letzten sechs Monaten die Möglichkeit, die Parlamentsauflösung etwa als Druckmittel gegen die
Italien erfüllt in diesem Frühjahr das erste Zentenar seiner Existenz, doch an welchen Augenblick, an welches Ereignis soll es anknüpfen, wenn es heute das vollendete Jahrhundert feiern will? Ein kurioses Dilemma, dem sich Regierung und Parteien nicht entziehen konnten, denn das Gedenken seiner eigenen Geburt will Italien mit vielen lebendigen Beziehungen an seine Gegenwart begehen, nicht in bloßen historischen Reminiszenzen, aber gerade diese Beziehungen können auch unbequem werden. So wäre es logisch, den Tag der Proklamation des Königreichs Italien, den 14. März 1861, für einen
Die Wünsche deutschsprachiger Katholiken nach einem Kurienkardinal sind durch Papst Johannes XXIII. rascher erfüllt worden, als sie zu hoffen gewagt hatten. Während noch die Diskussion über eine solche Möglichkeit im Gange war und man sich in diesem oder jenem Kreis in Ueberlegungen bezüglich der am besten geeigneten kirchlichen Persönlichkeit vorwagte, war die Entscheidung bereits gefallen. Da derPapst niemand zum Kardinal macht, ohne vorher dessen Zustimmung eingeholt zu haben, hat sich hier einer der im Vatikan so seltenen Fälle vollkommener Geheimhaltung bis zum letzten Augenblick
Pressekonferenzen hoher vatikanischer Würdenträger sind etwas durchaus Ungewöhnliches, aber als ganz außerordentliches Ereignis muß es betrachtet werden, wenn der Kardinal-Staatssekretär selbst sich mit den Journalisten über ein Thema unterhält, das bislang als Tabu gegolten hatte: die vatikanische Vermögensverwaltung. Zwar ging es diesmal nur um ein Detail, um das Gehalts- und Lohnschema der Beamten und Angestellten des Heiligen Stuhles, aber auch darüber war bisher aus berufenem Munde nichts ausgesagt worden. „Da jeder Grund für eine Geheimhaltung des Gegenstandes weggefallen
Was Italiens Regierungspartei, die Christliche Demokratie, auf ihrem Kongreß im Oktober sucht, ist eine Mehrheit, eine Politik, die Einheit. Ja, wäre die Einheit wiederhergestellt, würde sich auch eine mehrheitlich unterstützte Politik leicht finden lassen. Alles hängt also von dem Erfolg der Bemühungen des gegenwärtigen Parteisekretärs Aldo Moro ab, einen Ausgleich zwischen seinem Vorgänger Amintore F a n- f a n i und dessen Anhänger auf der einen Seite und dem rechtsorientierten Flügel der Partei auf der anderen zu erzielen. Wenn er bei dieser diplomatischen Herkulesarbeit
„Die Anima in Gefahr!“ Der aus Rom kommende Alarmruf in einem der maßgeblichen Blätter der Deutschen Bundesrepublik („Frankfurter Allgemeine Zeitung“, 24. Juni 1959) läßt aufhorchen. Soll an jenen alten Baum, letzter ehrwürdiger Zeuge aus dem seither parzellierten Garten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, die Axt gelegt werden? Oder welcher schmähliche Handel soll mit dem vom doppelköpfigen Reichsadler gekrönten Hause Gottes und der Deutschen in Rom getrieben werden? Und welche Schelme sind dabei am Werk? Unter dem Titel des aus scheinbar angstvollem Herzen
Der Mangel an Kohle und Eisen brachte Italien nach dem ersten Weltkrieg sofort wieder in Abhängigkeit vom Ausland, der sich der Faschismus mit seinen Autarkiebestrebungen vergeblich zu entziehen suchte, an diesem Mangel zerbrach im letzten Krieg schließlich der Staat selbst. Mit dem Verlust des größeren Teiles seiner an sich schon geringen Kohlenvorräte an Jugoslawien und dem einiger wichtiger Wasserkraftwerke an Frankreich schritt Italien 1945 an den Wiederaufbau seiner Wirtschaft.Ein Jahr später wurde in Caviaga bei Mailand das erste große Erdgasvorkommen durch die staatliche Azienda