Eine Erinnerung, die sehr früh in der Kindheit liegen muß, drängt sich immer wieder bis ins Nachvollziehbare eines vom Verstand her nicht zu motivierenden Glücksgefühls. Nennen wir sie die „Schnee-Ekstase“ beim Erwachen in der Sonntagsmorgenfrühe.Das geschah aber nicht in meinem Vaterhaus mit dem Kastanienhof und den Geflügel stallen und dem Polterschwein und dem großen Garten dahinter, dem Haus, an dessen Zimmer und Gänge, Holzdielen und Teppichgärten ich eine Menge frühe Erinnerungen jederzeit in mir wach-rufen kann; vielmehr stammt diese Schneeszene aus der Sommervilla der
Ein Gärtner, der nicht mitansehen konnte, wie gleich neben seiner Gärtnerei mit den sauberen Beeten und in Reih und Glied stehenden Bäumchen seiner Baumschule, im wild wachsenden Waldstück daneben die jüngeren Bäumchen vom Unterholz und den größeren Bäumen verdrängtbwurden und in deren Schatten kümmerlich wuchsen, erwarb das Waldstück, rodete es und beschloß, auch dort eine Baumschule anzulegen. Eines schönen Morgens setzte er eine Anzahl junger Bäume, alle gleich groß, in gleichem Abstand voneinander, so daß jedes genug Raum um sich hatte und genug Erde zum Ausbreiten seiner
Niemand wollte das Leid haben. Gott hatte es kaum geschaffen, es war noch sehr jung, fast noch ein Kind, eins von jenen ungeliebten oder unerwünschten Kindern, die selbst nicht recht wissen, wozu sie da sind. Unsicher, nicht wissend, was es mit sich anfangen sollte, legte es sichals Last jedem in die Hände. Es hängte sich an diesen und jenen mit der beschwerlichen Leidenschaftlichkeit der Unreife, aber alle trachteten rasch und brutal, es loszuwerden und zum Schweigen zu bringen.Die Menschen fanden, daß das Leid alles verkehrt machte. Es tat ihnen nicht nur weh, sondern es zerstörte auch
Demeter, die Wäscherin, tritt bei Kolumbus, dem Flickschuster,„Schnitze mir ein Paar hölzerne Pantinen, die ich in der Waschküche tragen kann. Ich mag es nicht, wenn man beim Waschen achtsam sein muß, damit man keine nassen Füße bekommt. Das Waschen ist mir ein richtiges Fest. Es ist schön, zu sehen, wie das Schmutzige hell, das vom Schweiß Durchsäuerte duftend und alles wieder neu wird. Das muß ich planschen können nach Herzenslust!“Kolumbus brummt, daß er gern jedem etwas am Lederzeug flik-ken wolle, aber schnitzen — mit Holz habe er nie etwas zu tun gehabt. Doch dann sieht
Ich glaube fast, daß das Kinderfräulein, unsere Hilde, vielleicht bewußt und in erzieherischer Absicht dafür gesorgt hat, daß uns so behüteten, mit Glück und Gütern gesegneten Kindern eine Ahnung zuteil wurde von den anderen Realitäten dieser Welt, von der Armut und dem Leiden jener Zeit, nur ein paar Jahre nach dem Ersten Weltkrieg.„Kommt, ihr dürft mitgehen zum Herrn Grejschek“, sagte die Hilde. Das war der Flickschuster, denn damals war es auch bei wohlhabenden Familien noch üblich, Kinderschuhe etwas größer zu kaufen und sie reparieren oder doppeln zu lassen, so lang, bis
Es ist Ostern, und die Erde beginnt neu zu grünen. Der Winter war lang und kalt, mit solchen Massen von Schnee, als wolle eine Sintflut aus Flocken alles Lebendige unter dem schimmernden, schönen, kalten, lautlosen Schneetod ersticken. Die Märzsonne war warm, aber sie hatte nichts Tröstliches, sondern machte uns beinahe blind vom Widerschein auf dem Weiß, das alles bedeckte. Auch als der Schnee schon fast weggeschmolzen war, sahen die Auwälder bei Fischamend noch aus, als wäre es hoffnungslos, nach einem solchen Winter noch auf grünendes Leben zu warten. Man meinte, der letzte Saft in
Jeannie Ebner hat einen neuen Roman abgeschlossen: „Aktäon“. Die FURCHE freut sich, das Buch, das demnächst im Verlag Styria, Graz, erscheinen wird, durch die Veröffentlichung eines Kapitels vorzustellen.
Wir befanden uns unterwegs auf der Straße, nicht weit von ... War' ich nur besser in Geographie! Wo ich einmal gewandert bin, finde ich zwar ganz leicht wieder hin, meine Wegzeichen sind die winzigen, nur für mich bedeutenden Eindrücke: Das war doch die Stelle, wo die zwei traumschönen Segelfalter - hier müssen wir rechts gehen ... oder: Diese vom Sturm aus dem Erdreich gedrehte mächtige Baumruine, aus deren lange schon totem Holz im Frühling damals noch lichtgrüne Blattknospen kamen, Wunder der Lebenserneuerung, wenn auch nur anscheinend, kurzfristig nur, und zum Welken verurteilt,
Als ich flurch den großen Innenhof des Gemeindebaues ging, hörte ich die Meisen zwitschern und empfand die Frische der Luft angenehm wie ein kühles Getränk, noch ohne den aufgewirbelten Staub von der Autostraße vor dem Haus. Das Wort „Schöpfungsmorgen“ drängte sich mir ungesucht auf. Doch auf dem Trottoir neben der Autostraße angelangt, vernahm ich das wohlbekannte Geklapper - schwerfällig rhythmisch und, unergründlich warum, immer wieder so aufheiternd für mich: Pferdehufe auf Straßenpflaster-: die Milchwagenpferde waren unterwegs von der oberen zur unteren Milchhandlung. Und
Ein Mann ging aus, um sich einen Tod zu kaufen. Der Verkäufer legte ihm verschiedene Stücke vor, darunter einen besonders großen, schrecklich blickenden Tod.„Er ist preiswert und wird sehr gelobt. In letzter Zeit haben wir viele davon verkauft“, sagte er. „Es ist der sogenannte ,Heldentod1.“ „Ich fürchte mich vor diesem Tod“, sagte der Mann. „Nur ein Held kann ihn in seiner Nähe ertragen, aber ich bin kein Held."Der Verkäufer zuckte die Achseln. „Er überfällt auch den Helden meist in einem Augenblick, wo er kein Held ist, sondern ein Mensch wie Sie, der sich