An einem Novembervormittag des Jahres 1938 war Vaters Schwester, eine fast 80jährige Postbeamtin i. R., zu meinen Eltern nach Währing gekommen, wo auch meine Frau und ich wohnten. Sie warnte, voll Sorge um das Schicksal ihrer Neffen, meinen jüngeren Bruder Fritz und mich: Sie habe gehört, daß „man in Wien umhergehe und die jüdischen Männer gefangennehme, wobei auch nach Waffen gesucht werde”.Nun hatte mein ältester Bruder Karl, der im Alter von 22 Jahren als Oberleutnant im ersten Weltkrieg fiel, noch einen alten Revolver zurückgelassen, der sich bei den Eltern befand. Man hatte
Vor 50 Jahren, am 5. Dezember 1916, starb im Alter von 73 Jahren in Bayreuth Hans Richter, der berühmte Meister des Taktstocks. Ein Abglanz vom Ruhme Richard Wagners ist auf seinen ergebenen Freund und getreuesten Interpreten gefallen, der in drei Städten künstlerische Heimatberechtigung erworben hatte: in Wien, in Bayreuth und in London. Für das Kunstleben Wiens ist Hans Richter viele Jahre hindurch tonangebend gewesen. Er hatte sich nicht nur für Wagner, sondern auch für Bach, Bruckner, für Brahms und Richard Strauss werktätig eingesetzt.Hans Richter wurde als Sohn des
Josef Jarno zum 100. GeburtstagJosef Jarno, der vor 100 Jahren — am 24. August 1866 — in Budapest geboren wurde, war in erster Linie ein Entdecker, der zeitlebens darauf ausgegangen war, literarisches und schauspielerisches Neuland aufzuspüren. Wer in der Geschichte des Wiener Theaters zurückblickt, dem wird offenkundig, daß Jarno auf der Josef städterbühne Wedekind und Strindberg herausbrachte, und zwar zu einer Zeit, da man in der Aufführung ihrer Werke ein überflüssiges literarisches Experiment sah. Doch blieben diese beiden Dichter nicht die einzigen, denen der Direktor der
Vor vierzig Jahren, am 25. August 1925, starb in Bad Mergentheim in Deutschland Feldmarschall Franz Graf Conrad von Hötzendorf im 73. Lebensjahr. Er war zweimal k. u. k. Generalstabschef — von 1906 bis 1911 und von 1912 bis 1917 — und galt als militärisches Genie, unter dessen Führung die österreichisch-ungarische Armee bestens betreut schien.Es soll hier jedoch keine militärische Würdigung Conrad von Hötzendorfs unternommen werden, dazu sind Historiker und Militärschriftsteller berufen. Ich will lediglich von meinen Begegnungen mit dem einst sehr populären österreichischen
Die Dichterin Christine Lavant wurde am 4. Juli 1915 in Großedling bei St. Stefan im Lavanttal in Kärnten geboren. Sie war das neunte und letzte Kind des Bergarbeiters Georg Thonhauser. In einfachen Verhältnissen in St. Stefan im Lavanttal lebend (dem Flußtal entlieh sie ihren Dichternamen) hat sich Christine Lavant viele Jahre hindurch mit Strickarbeiten den Lebensunterhalt verdienen müssen. Viktor Kubczak, der Verleger von Paula Groggers Schriften (Brentano-Verlag) hat Christine Lavant, die schon früh zu schreiben begonnen hatte, als Schriftstellerin entdeckt. Später hat Ludwig v.
Friedrich Wallisch kann zu den fruchtbarsten Schriftstellern des deutschen Sprachraumes gezählt werden. Das beweist die hohe Anzahl der von ihm verfaßten Werke, und es will auch nicht wenig sagen, wenn man zu berichten weiß, daß Wallisch zeitweise Mitarbeiter von 240 Zeitungen und Zeitschriften war.Der Autor kam am 31. Mai 1890 in Weißkirchen zur Welt, wo sein Vater garnisoniert war. Kurz nach seiner Geburt kehrte die Familie nach Wien zurück, wo Friedrich Wallisch sein ganzes Leben ansässig ist. Er war Frontsoldat im ersten Weltkrieg und promovierte nach Beendigung seiner medizinischen
Zur 100. Wiederkehr seines GeburtstagesAm 17. April 1865 kam Heinrich v. Schullern, Ritter von und zu Schraffenhofen, in Innsbruck zur Welt. Er sollte einer der repräsentativsten Dichter Tirols werden.Schullerns Vater Anton war Gymnasialprofessor und Bezirksschulinspektor, der — selbst Lyriker und Ubersetzer — in Beziehungen zu den Brüdern Grimm und Björnson gestanden hatte. Nach absolviertem Medizinstudium wurde Heinrich von Schullern Militärarzt, beschäftigte sich aber schon früh mit literarischen Arbeiten. Die Jahre von 1890 bis 1904 verbrachte er in Salzburg. Bereits 1892
Alfred Hermann Fried, durch viele Jahre engster Mitarbeiter der großen Friedensvorkämpferin und Nobelpreisträgerin Bertha von Suttner, deren fünfzigsten Todestages vor fünf Monaten, am 21. Juni, in Feiern, Veranstaltungen und Gedenkartikeln ehrenvoll gedacht wurde, kam am 21. November 1864 in Wien zur Welt.Nach dem Besuch des Gymnasiums in seiner Vaterstadt ging Fried als Neunzehnjähriger nach Berlin, wo er die nächsten, zehn Jahre verbrachte. Nachdem er einige Semester Universitätsvorlesungen gehört hatte, wurde er Buchhändler und wechselte dann ins Verlagsfach über, um
DER SÜDOSTEN WIENS war schon einmal — die älteren Wiener werden sich noch gut daran erinnern — der Schauplatz eines wichtigen Ereignisses der kaum ins Leben getretenen modernen Fliegerei. Es war am 23. Oktober 1909, als Louis Bleriot auf der Simmeringer Heide seine Maschine vorführte. Er hatte bekanntlich im gleichen Jahre als erster den Ärmelkanal mit seinem selbstgebauten Eindecker überflogen. Das war eine fliegerische Großleistung allerersten Ranges, die uns heute, rückschauenden Geistes, wie der Flug eines Kinderdrachens erscheinen mag, wenn man ihm das heutige Flugwesen
Die Größe eines Staates hängt nicht zwangsläufig von der räumlichen Ausdehnung seines Landes ab; sie ist vielmehr durch das Volk bedingt, das es bewohnt. Es gab große Staaten, enorm an räumlicher Weite, die untergingen, weil sie sittlich zu schwach wurden, sich auf die Dauer zu behaupten, und es gibt kleine Staaten, die für die Ewigkeit geschaffen zu sein scheinen, weil ihre Völker auf jener sittlichen Höhe stehen, die allein letzten Endes Dauerhaftigkeit verbürgt. Ein solcher Staat zum Beispiel ist die Schweiz und ein solcher könnte wohl der Libanon, sein orientalisches