Die Darstellung der äußeren Ereignisse des 20. Juli 1944 im Wiener Wehrkreis XVII wurden in Nummer 34 der „Furche” abgeschlossen. Die Schwierigkeiten der Quellenbeschaffung, der Mangel an erhalten geblie- benen Akten, das Aufspüren der noch lebenden Augenzeugen… dies alles sei in diesem abschließenden Kapitel erzählt. Der Leser, der der Serie mit Aufmerksamkeit und Interesse gefolgt ist, wird hier mit der Arbeitsmethode des Historikers, der sich die Erforschung der letzten Jahrzehnte unserer Geschichte zum Ziel gesetzt hat, vertraut gemacht. Die Angaben über die — wenn auch
Die Festgehaltenen verließen nun rasch das Haus, da eine Rückfrage bei General Burgdorf im Führerhauptquartier erneut die Bestätigung ergab, daß alle Anordnungen aus der Bendlerstraße eine Mystifikation wären. Bollhammer berichtet sehr eindrucksvoll über die Schlußszene dieses Dramas:„Als erster verließ Gauleiter-Stellvertreter Scharizer das Haus, nachdem er in humorvoller Weise mich um seine ,Kanone’ (Pistole) bat. Ich gab sie ihm aus meinem Panzerschrank zurück. SS-General Querner und sein Adjutant verließen zirka 15 Minuten später das Haus. Gaupropagandaleiter Frauenfeld
Die „Walküre”-Befehle waren also auch an die Ersatzdivisionen in den einzelnen, dem Wehrkreis angehörenden Reichsgaue hinausgegangen. Für Wien konnte nach der Festnahme der wichtigsten Funktionäre von Partei und SS, die jetzt in den einzelnen Dienstzimmern des Wehrkreiskommandos mit zögernder Nervosität der Entwicklung entgegensahen, der nächste Schlag vorbereitet werden: die Verhaftung der verschiedenen Parteifunktionäre im Gaubereich. Diese Aufgabe übernahm der Stadtkommandant von Wien, General Sinzinger, der — nach Kodrė — mit einem zugeteilten Offizier die Befehle
IV. Stichwort „ Walküre“ wird ausgelöstDer 20. Juli war ein heißer Sommertag. Der Wehrmachtsbericht hatte über die schweren Kämpfe im Raum von Caen gemeldet. An der Südfront fanden in Livomo verlustreiche Kämpfe statt, und unheildrohend berichtete das OKW von harten Abwehrkämpfen östlich von Lemberg. Die Luftlage verzeichnete „nordamerikanische“ Bomberverbände über West-, Südwest- und Süddeutschland. Im Gebäude des Wehrkreiskommandos befanden sich um 18 Uhr noch zahlreiche Offiziere, darunter der Chef des Generalstabes Oberst Kodre, der Ordonnanzoffizier Hauptmann Fritz B
III. Am Beispiel Robert Bernardis'Oberst des Generalstabes Kodre hatte die undankbare Aufgabe, am 20. Juli 1944, die Gesamtverantwortung im Wehrkreis XVII zu übernehmen. Unglücklicherweise war der kommandierende General im Wehrkreis, General der Infanterie Schubert, nicht anwesend, sondern befand sich zur Kur in der Slowakei. General Schubert, der sich gerne im Gespräch an seine Verbundenheit mit hauptsächlich aus Wienern zusammengesetzten Truppenteilen erinnerte, war der Typ eines durchaus unpolitischen preußischen Soldaten. Wie er sich in der verantwortlichen Stellung am 20. Juli selbst
IL Bleibt Osterreich beim Reich?Ein Charakteristikum der politischen Vorplanungen des 20. Juli 1944, vor allem der führenden Köpfe, ist die leider verhängnisvoll gewordene Vielschreiberei gewesen. Es ist unwahrscheinlich, wieviel Schriftgut in die Hände des Sicherheitsdienstes und der Gestapo fiel und wie rasch dadurch auch die ersten Fäden und Zusammenhänge aufgedeckt werden konnten. Goerdeler, der im Denken eines hohen Verwaltungsbeamten befangen blieb und nie eigentlich konspirativ im Sinne eines Untergrundkampfes wirklich zu handeln vermochte, glaubte nun einmal, alles schriftlich
Um den Ablauf des 20. Juli 1944 in Wien richtig verstehen zu können, ist es notwendig, die militärisch-politische Lage knapp vor diesem Schicksalsdatum, und zwar im ganzen Bereich der europäischen Kriegsschauplätze, zu skizzieren. Abgesehen von der katastrophalen Lage im Westen, wo unmittelbar nach der Landung der Alliierten schon nach sechs Tagen 326.000 Mann eingesetzt waren und die alliierten Truppen darauf ansetzten, den berühmten Durchstoß von Avranches vorzubereiten, war auch die Lage im Osten, Südosten und Süden hoffnungslos. Im äußersten Norden der Ostfront, hatte am 19.
Zur Klärung der Quellenfrage der Geschichte des zweiten Weltkrieges wurde schon unmittelbar nach 1945 immer wieder ins Treffen geführt, daß von Hitler sehr wenige direkte Aussagen vorliegen. Die bisher in den „Akten zur deutschen auswärtigen Politik“ veröffentlichten außenpolitischen Aktenstücke wurden meistens von den protokollführenden Beamten verfaßt. Die Erinnerungen des Chefdolmetschers Paul Schmidt haben erwiesen, auf welche Weise solche Niederschriften, die auch den jeweiligen Gesprächspartnern zur Kenntnis gebracht wurden, zustande kamen.Ähnliches gilt von einem
Der (olgende Aufsatz unseres langjährigen Mitarbeiters Univ.-Doz. Dr. L. Jed1icka, der an der Wiener Universität für Zeitgeschichte habilitiert ist, zeigt die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen der zeitgeschichtlichen Forschung und Lehre im Raum der Wissenschaft. Es erscheint uns notwendig, zu unterstreichen, daß das Wiederauftauchen längst verschwundener Ideologien und Parolen weniger auf die historische Unkenntnis als auf den Mangel an Orientierung mancher Tagespolitiker zurückgeht. Hier müßte, ehe man die Unterrichtsverwaltung schuldig spricht, zuerst eine Klärung wichtiger staatspolitischer Grundbegriffe bei den Parteien selbst vorgenommen werden.
Am 1. September 1939 um 4.50 Uhr meldete der polnische Major Sucharski, der Kommandant der Westerplatte bei Danzig: „Westerplatte, den 1. September 1939, 4.50 Uhr. Um 4.45 Uhr hat der Panzerkreuzer .Schleswig-Holstein' das Feuer gegen die Westerplatte aus allen Rohren eröffnet. Die Beschießung dauert an.“ Zur gleichen Zeit überschritten deutsche Truppen ohne Kriegserklärung die polnischen Grenzen. Für 10 Uhr vormittags war die Rede Hitlers vor dem Reichstag angekündigt. Vorher hatte sich noch der Verbündete des Achsenpaktes, Mussolini, durch eine förmliche Erklärung Hitlers von