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Fühlt euch wohl in „Stalingrad”

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Friedenserziehung und Völkerverbindung hat sich der steiri-sche Lehrer und Lehrerausbildner Hans Diepold aus Bruck/ Mur zum Ziel gesetzt. Er war auch unter den 1.200 Österreichern, die bei Wolgograd der Mahnmal-Segnung beiwohnten.

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Friedenserziehung und Völkerverbindung hat sich der steiri-sche Lehrer und Lehrerausbildner Hans Diepold aus Bruck/ Mur zum Ziel gesetzt. Er war auch unter den 1.200 Österreichern, die bei Wolgograd der Mahnmal-Segnung beiwohnten.

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Noch sehr jung an lahren erleb te ich als Soldat der Deutschen -L 1 Wehrmacht das Ende des Zweiten Weltkrieges. Die vielen erschütternden Erlebnisse an der Front und in der Gefangenschaft prägten mein Leben, prägten aber auch meine Tätigkeit als Lehrer und Erzieher. Schon sehr früh habe ich begonnen, meinen Schülern nicht nur die obligaten Lehrplaninhalte zu vermitteln, sondern habe auch versucht, sie an das Leben, Denken und Fühlen der Menschen jenseits unserer Grenzen heranzuführen.

Bereits dem Schüler an der Pflichtschule sollte verständlich werden, daß der Friede, daß der Weltfriede bereits in der Schule beginnt und grundgelegt werden muß, daß bereits der Schüler einen Beitrag zur Bewältigung weltweiter Probleme leisten und in Freiheits- und Friedensliebe an den gemeinsamen Aufgaben der Menschheit mitwirken kann.

Aus dieser Haltung heraus entstanden viele Jahre hindurch zahlreiche Kontakte der Knabenhauptschule Bruck/Mur mit Schülern aus der Schweiz (Zürich), der Bundesrepublik Deutschland (Westberlin), Polen (Warschau) und der ehemaligen UdSSB (Stalingrad/Wolgograd).

1993 habe ich in Bruck/Mur eine Ausstellung unter dem Titel „Stalingrad: Mahnung und Verpflichtung -Die Schule im Dienste der Völkerverständigung” durchgeführt, wohl mit ein Grund, warum ich vom „Österreichischen Schwarzen Kreuz” zur Teilnahme an der Mahnmal-Einweihung bei Wolgograd eingeladen wurde. Ich sollte mich im Auftrag des „Personenkomitees 50 Jahre Stalingrad” für die Zusammenarbeit mit Schulen in Wolgograd zur Verfügung stellen.

Ich bin jetzt bereits das dritte Mal nach Stalingrad/Wolgograd geflogen. Viele Lehrkräfte waren mir schon aus früheren Begegnungen bekannt. Gemeinsam mit meinem Bruder Alexander, selbst Lehrer, haben wir die Schule in Pestschanka besucht, der Ortschaft, in der das Denkmal errichtet wurde. Ein weiterer Besuch galt dem Gymnasium 2 in Wolgograd.

Mehr Geld für Begegnungen

Für den Deutschunterricht konnten wir in aller Eile angekaufte Bücher den Schulen zur Verfügung stellen. Die Atmosphäre der Begegnungen war von einer kaum zu beschreibenden Herzlichkeit und Gastfreundschaft geprägt: Wir mögen uns hier so wohl fühlen, als wäre es unsere zweite Heimat, wurden wir willkommen geheißen.

Es ist mir bekannt, daß in Österreich wie auch in Bußland (siehe obenstehenden Beitrag) Meinungsverschiedenheiten über die Errichtung des Mahnmals laut wurden. Überall gab es eine Debatte über das Pro und Kontra. Wer, so frage ich, will darüber ein endgültiges Urteil abgeben?

Das Personenkomitee wie auch das Schwarze Kreuz haben durch diese

Beise, durch diese Begegnung einen Akt der Versöhnung gesetzt, der anzuerkennen und zu würdigen ist. Wer die Kinder hüben und drüben, wer die Schüler und Schülerinnen bei ihrer Arbeit gesehen und dies mit offenem Herzen miterlebt hat, wer weiters die Freundlichkeit des Empfanges in „Stalingrad” erlebt hat, der wird sich sagen müssen, daß durch solche Kontakte die soziale Dimension in Form von Schulpartnerschaften auszubauen, zu vertiefen und zu intensivieren als höchstes Ziel der Pädagogik anzusehen ist.

Denn nur durch solche zwischenmenschlichen Begegnungen, durch solche Projekte kann die soziale Dimension aller Menschen angehoben werden, die allein es vermag, die Welt menschlicher zu machen, deshalb möge dem Ausbau von zwischenmenschlichen Begegnungen, vor allem unter jungen Menschen, in Hinkunft größte Bedeutung und Beachtung zugemessen werden. Sozialen Projekten, in welcher Form auch immer, mögen in Zukunft auch jene Gelder zufließen, die heutzutage für andere Zwecke verwendet werden.

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