Heinrich Jasomirgott von Wien und Kärnten

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Ausgerechnet er, der das Schottenstift als "Kloster in der Stadt" positionierte, übersiedelte auf seine älteren Tage in ein Kloster auf dem Land: Heinrich Ferenczy, von 1988 bis 2006 Abt der Benediktinerabtei "Unserer Lieben Frau zu den Schotten", steht seit 2008 an der Spitze des Benediktinerstifts St. Paul im Lavanttal (zuvor hatte er dort die Funktion eines Administrators inne).

Er hat das Kärntner Kloster in schwieriger Lage übernommen - und seine herausfordernde Aufgabe dort bereitet ihm sichtlich Freude. Ungeachtet dessen schien für ihn, den Geistes- und Kulturmenschen, den Intellektuellen, das "Kloster in der Stadt" stets wie maßgeschneidert - oder er für dieses. 1957, nach der Matura am Schottengymnasium, trat Pál Béla Ferenczy als Frater Heinrich ins Stift ein. Von 1970 bis 1996 unterrichtete er am Schottengymnasium, wo er - "der Heinrich" - für Generationen von Schülern zu einer geistig und intellektuell prägenden Gestalt geworden war; von 1981 bis 1989 leitete er selbst als Direktor die renommierte Schule.

Mit ein paar "jungen Wilden", darunter ein gewisser Wolfgang Schüssel, machte er 1967 aus einem Kohlenkeller ein Jugendzentrum, den "Keller", das bis heute Bestand hat. Es war dies typisch für sein umfassendes Verständnis von Seelsorge und Begleitung junger Menschen: Diskurs, Kommunikation auf Augenhöhe, aber mit Anspruch auf inhaltliche Standards - Diskussion ohne Kenntnis und Wissen verkommt zum Geplapper. Das hat er vielleicht nie so gesagt, war und ist aber gewiss seine Überzeugung. Diese prägte auch seine Lehrtätigkeit: Neben Religion unterrichtete Ferenczy Deutsch, Geschichte und Psychologie/Philosophie. Aber in Wahrheit war es gleich, was auf dem Stundenplan stand, weil es immer auch um die großen Linien, das Fächerübergreifende ging -lange bevor dies zum Schlagwort der sogenannten Reformpädagogik verkam. Trotz seiner gelebten humanistischen Bildung wollte er freilich nicht "Bewahrer der Asche", sondern "Hüter der Flamme" sein. Auch in innerkirchlichen und Glaubensdingen war Abt Heinrich nie um ein offenes Wort verlegen - was nicht zuletzt durch etliche FURCHE-Interviews und -Beiträge dokumentiert ist. Dass er in früheren Jahren auch als Aufsichtsratsvorsitzender der FURCHE tätig war, fügt sich da gut ins Bild.

In Gottes Hand geborgen Von Heinrich Ferenczy OSB Styria premium 2011, 206 S., geb., € 16,95

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