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Mongolei „europareif“?

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Vor zirka 700 Jähren hätten die Reiter Dsch.inois-Kh.ans die Zivilisation Europas beinahe vernichtet, wenn nicht die Mongolen später, bedingt durch den Tod des Großkhams, Ügedei, plötzlich abgezogen wären. Heulte befindet sich die Mongolische Volksrepublik selbst, dank russischer Hilfe, in einem Prozeß der „Europäisierung“, der immer schneller vor sich geht.

Nach dem Konflikt Moskau— Peking verliert China nun jeglichen Einfluß auf dieses Land. Die „Euro-päisierung“ der Mongolei zeigt sich nicht nur durch die Kleidung, ins-

besondere jener Jugendlichen, die den Anzug westlichen Stils bevorzugen, sondern auch durch dde Industrialisierung. Nehmen wir Darfchan, eine Stadt 230 Kilometer nördlich der Hauptstadt Ulan Baitor Choto („Stadt der Roten Helden“) als Beispiel. Vorher existierte Darfchan zwar auf der Landkarte, aber außer einem Bahnhof und ein paar Häusern war nichts vorhanden. Ab 1961 wuchs es rapid. Neue Wohnhäuser, Geschäftsgebäude, Restaurants, ein Kulturzentrum sowie ein Spital wurden aufgebaut. Außerdem wurden zwei Mittelschulen (achtjährigen und zehnjährigen Systems) sowie eine Schule für Bauitechnik .gegründet. Die Stadt ist in drei Teilen nach einem genauen Plan erneuert worden. Im nördlichen Stadtteil gibt es Baumaterial- und Lebensmittelfabriken. In der Stadtmitte sind Wohnblöcke, Kiulturgebäude und Fabriken der Leichtindustrie. Im Süden befinden sich Strom-, Zement-, Ziegel-, Silikat- und Weißziegelfabriken. Nahe der Altstadt wurde noch ein Neu-Darkhan gegründet. Darkhan hat insigesamt nur 18.000 Menschen.

Ein anderes Beispiel ist die Provinz Vordere Khangai, die im Nordwesten des Landes liegt. Diese Provinz ist 65.000 Quadratkilometer

groß, alber die Einwohnerzahl beträgt nur 60.000 Menschen. Doch sie haben 17 Landwirtschafts- und Viehzuchtgenossenscbaften, zwei Vdehzuchtmaschmenstationen und zwei Stationen für künstliche Viehvermehrung. Jede Genossenschaft ist im Besitz von Traktoren, Mähdreschern und Autos. Im Durchschnitt hat jeder Provinzeinwohner 20 Stück Vieh. Die Provinz verfügt über 22 Volksschulen, zwei Mittelschulen zehnjährigen und fünf siebenjährigen Systems, auch Kindergärten Sind vorhanden. Aber die Schülerzahl beträgt nur ein paar

tausend. Nur 20 Prozent der gesamten Provinzeinwohner haben eine allgemeine Bildung genossen.

In der Vorderen Khangai gibt es auch Kohlenbergbau, Lebensniittel-und Leichtiindustriefabriken, Hotels, Klubs, Kinderstuben, Badeanstalten und Spitäler. Weil die Einwohnerzahl der Mongolei sehr niedrig ist (eine Million), gewährt die Regierung großzügige Kinderbeihilfen, um den Bevölkerungszuwachs zu beschleunigen. Das Unterrichtswesen wird in der Mongolei großgeschrieben. Bereits in den ersten Jahren der Gründung der Volksrepublik hat der Icbe-Chural (Großer Volks-Chural = Parlament) beschlossen, das Unterrichtswesen von der Religion zu trennen, seither übten die lamaiistischen Klöster keinen Einfluß mehr auf die Volkserziehung aus. Der Lehrplan der Schulen stammt noch von 1930, der von russischen Experten ausgearbeitet wurde. Auch viele Lehrer werden heute in der UdSSR ausgebildet. Die höchste BiMungsanstalt der Volksrepublik ist die Mongolische Natio-nalumiversijtät in Ulan Baitor. Eine Menge von Mittelschulen acht-, sieben- und zehnjährigen Systems sowie zahlreiche provisorische Kurse und Betriebskulturgruppen sind überall verbreitet.

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