Auch das kann "Traviata“ sein

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Schon am Grazer Opernhaus hat Peter Konwitschnys Lesart von Giuseppe Verdis "La traviata“ gespalten. Jetzt, nach der mit großteils neuer Besetzung aufwartenden Premiere im Theater an der Wien, wird es nicht anders sein. Wieder einmal ließ das Enfant terrible der Regieszene seiner Radikalität freien Lauf. Er entschied sich, diesen Verdi-Klassiker nicht nur pausenlos, sondern auch um einige Szenen gekürzt aufzuführen. Von Willkür lässt sich trotzdem nicht sprechen. Denn Konwitschny legt bei seiner bis ins Detail durchdachten Inszenierung den Fokus ausdrücklich auf die Interaktion von Violetta, den als Bücherwurm gezeichneten, zwischen Liebe und Verzweiflung schwankenden Alfredo (emphatisch und lautstark: Arturo Chacón-Cruz) und dessen im Widerstreit von Brutalität und väterlicher Liebe gezeichneten Vater (überzeugend Roberto Frontali). Die Oper wird damit zu einem packenden psychologisierenden Kammerspiel. Zudem lässt die Regie die Handlung nicht wie üblich vor dem Hintergrund von Leben und Sterben, sondern von Liebe und Tod (wie die Oper ursprünglich heißen sollte) ablaufen.

Souveräne Personenführung

Johannes Leiacker hat das dazu passende, auf das Wesentliche konzentrierte Bühnenbild entworfen: ein Sessel vor mehreren roten Vorhangbahnen. Souverän führt Konwitschny die Protagonisten, voran die alle übrigen Darsteller weit überragende Marlis Petersen als expressiv ihr Schicksal zeichnende Violetta. Gewohnt ausdrucksstark der dicht ins szenische Geschehen verwobene Arnold Schoenberg Chor. Dass sich Dirigentin Sian Edwards auf Verdis Tonfall besonders versteht, lässt sich nicht behaupten. Entsprechend blieb das gut studierte ORF Radio-Symphonieorchester Wien einiges an klanglicher und rhythmischer Finesse schuldig.

La traviata - Theater an der Wien 3., 6., 9., 11. Juli

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