Churchill-Digest als Bildband

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Warum Churchill Roosevelt für das Amt des Erzbischofs von Canterbury ins Auge faßte ...

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Warum Churchill Roosevelt für das Amt des Erzbischofs von Canterbury ins Auge faßte ...

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Winston Churchills Memoiren zählen zu den gewaltigsten aller Zeiten - mit sechs dicken Wälzern auf alle Fälle dem Umfang nach. Aber auch als Schlüsselwerk. Ohne Churchill hätte der Zweite Weltkrieg wahrscheinlich später geendet. Mit seiner Standfestigkeit überbrückte er die Phase, in welcher der Wille der Briten, Hitler unter allen Umständen zu trotzen, noch nicht so fest war, wie er nachher in den fast sechs Kriegsjahren durchgehend gewesen zu sein schien.

Die Zusammenstellung einer Auswahl aus einem solchen Werk entzieht sich der Kritik. Jeder wird Wesentliches darin finden - jedem wird Wesentliches fehlen. Der Benützung der Churchill-Memoiren als Textgrundlage für den x-ten Band "Der zweite Weltkrieg in Bildern" ist jedenfalls Originalität zu bescheinigen. Im Scherz-Verlag, der die deutsche Version herausbringt, erschien übrigens 1953 die deutsche Ausgabe von Churchills monumentalemWerk.

Originell ist auch das Auswahlprinzip. John Keegan trug das Material unter zwei Gesichtspunkten zusammen: "Die großen Schlachten" und "Die großen Führer". Hitler nebst einigen Konsorten kommt unter dieser Rubrik allerdings dem Rezensenten in die falsche Kehle. Ohne Churchills Texte könnten auch die vielen Bilder Hitlers in Führerpose zu Mißverständnissen führen. Doch die Gegenüberstellung des "Gröfaz" ("größter Feldherr aller Zeiten") und Mussolinis in Macho-Pose mit dem auch in Uniform nicht sehr militärisch wirkenden Churchill und dem kranken Roosevelt kann auch als Illustration der Überlegenheit der Demokratie verstanden und betrachtet werden.

Was aber den Text betrifft: Churchill war nicht nur historischer Akteur, sondern auch ein großer Menschenbeobachter und ein witziger Schilderer. Wie Roosevelt Sowjetbotschafter Litwinow überredet, das Wort Religionsfreiheit in die UNO-Charta aufzunehmen - das ist ein kleines Highlight: "Nach den bösen Erfahrungen, die er in seiner Heimat gemacht hatte, mußte Litwinow vorsichtig sein. Anschließend unterhielt sich der Präsident lange mit ihm über sein Seelenheil und die ihm drohenden Höllenqualen ... Einmal ging ich so weit, Roosevelt zu versprechen, ihn, falls er in der nächsten Präsidentenwahl unterliegen sollte, für das Amt des Erzbischofs von Canterbury vorzuschlagen ... Litwinow gab die ,Religionsfreiheit'... nur mit Angst und Zittern an Stalin weiter, der sie selbstredend hinnahm."

Ein Churchill-Digest, der Lust auf das Gesamtwerk macht. Leider ohne Namensregister, das auch bei einer Auswahl von Churchill-Texten selbstverständlich sein sollte.

Von Winston Churchill Einführung: John Keegan Verlag Scherz, Bern 1997, 328 Seiten, 436 Fotos, Ln., öS 423,-, 383 Seiten, geb., öS 321,

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