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Messner à la Luis Trenker

"Fabelhafter Techniker und auf der anderen Seite maßlose Eitelkeit, keine Ehrfurcht vor der Natur, glaubt nicht an den Herrgott“, lobt und schimpft der altersweise Luis Trenker den jung-wilden Reinhold Messner im Film von Andreas Nickel. Das Architectural aus den 1970ern zeigt, dass hier unversöhnliche Anschauungen darüber aufeinander prallen, was und wie Alpinismus zu sein hat. Obwohl oder gerade weil beide Südtiroler, beide Bergsteiger, beide geniale Selbstvermarkter, beide Medienprofis waren. Die Unterschiede zwischenTrenker und Messner konnten damals nicht größer sein. Und heute?

So wie bei seinem Bergfilm-Erstling "Zum dritten Pol“ beeindruckt Nickel auch in seinem neuen Film mit spektakulären Blicken auf Alpen- und Himalaja-Riesen. Aber die Vogelperspektive gilt nicht nur den Bergen. Auch Messner schaut von oben herab auf sein Leben. Von sehr weit oben herab, aus einer Flughöhe, wo es kaum Turbulenzen mehr gibt, wo nur das in den Blick kommt, was groß und wichtig ist. Wadlbeißen war früher. Jetzt wird Bergphilosophie und Alpintheologie getrieben, dass der Trenker seine Freude daran hätte. Und Messner-Fans können aufatmen: Es bleibt noch genug für weitere Messner-Filme übrig. (Wolfgang Machreich)

Messner

D 2011. Regie: Andreas Nickel.

Mit Reinhold Messner, Gabriel Messner, Florian Riegler. Lunafilm. 108 Min.

Doppelbödiger Abraham L.

Der martialischen Phrase von der "Nation, aus Blut geformt“ wird in "Abraham Lincoln: Vampirjäger“ ein ausgefallener Drall verpasst: Ein traumatisches Kindheitserlebnis mehr und beim 16. Präsidenten der Vereinigten Staaten gehen der Kampf gegen Sklaverei und Untote Hand in Hand.

Immer in Griffweite des Zeitlupenreglers wirft Geheimgeschichten-Spezialist Timur Bekmambetov ("Wächter der Nacht“) seine zwischen Comic und Materialbombast angesiedelte, irreale Effektmischung in die Schlacht. Vergällt wird sie von der eigenen Erzählung: Dauernd fühlt sich der matte Schwall aus Doppelbödigkeiten und Historienspiel bemüßigt darauf hinzuweisen, dass hier eine Legende im Entstehen ist. Vielleicht klappt Herbeireden ja in der Politik; bei zwischendurch kurzweiligen Spektakeln jedoch nicht. (Thomas Taborsky)

Abraham Lincoln: Vampirjäger (Abraham Lincoln: Vampire Hunter)

USA 2012. Regie: Timur Bekmambetov.

Mit Benjamin Walker, Dominic Cooper, Centfox. 105 Min.

Nur eine glänzende Oberfläche gespiegelt

W enn Bücher als "unverfilmbar“ gelten, hat dies meist einen Grund. Jack Kerouacs kultigen Amerika-Roman "On The Road“ (dt. "Unterwegs“) prägt zum Beispiel vor allem die (kolloquiale) Sprachfarbe und der spezielle Rhythmus seines Erzählens zwischen trügerischem Leerlauf und voltierendem Stakkato. Kerouac, einer der Mitbegründer der Beat Generation im Amerika der 1950er-Jahre, erzählt darin von seinen Road-Trips, die er als Mittzwanziger mit seinem Freund Neal Cassady unternahm: Ein Sich-Treiben-Lassen Richtung Selbstfindung; Rastlosigkeit, Drogen, Sex und die Illusion von Freiheit als Inspiration für die kreativen Schriftsteller in spe. Als bekennender Fan von filmischen Road-Trips (z.B. mit "Die Reisen des jungen Che“) versucht sich hier der brasilianische Regisseur Walter Salles an einer Adaption: In pseudo-poetisch losen, immerhin schön ausgestatteten Sequenzen zeigt er aber vor allem junge Menschen beim Sex, beim Trinken, beim Vor-einer-Schreibmaschine-Sitzen oder beim In-einen-Jazzklub-Gehen, und irgendwann ist das nur noch langweilig. Viel Voiceover soll hier - vergeblich - leisten, was Salles’ mainstreamige und seltsam seelenlosen Bilder nicht schaffen: Der Sturm- und-Drang-Zerrissenheit jener Generation wirklich in ihr Herz zu leuchten oder gar darauf zu reflektieren. Doch hier wird nur eine glänzende Oberfläche gespiegelt. (Alexandra Zawia)

On The Road - Unterwegs

F/BRA 2012. Regie: Walter Salles. Mit Garrett Hedlund, Sam Riley, Kristen Stewart. Filmladen. 137 Min.

Tierisch vergnügt

In furiosem Mix aus Action und Slapstick sowie einem Rausch der Farben erzählt Eric Darnell ungemein dynamisch in "Madagascar 3: Flucht durch Europa“ von der langen Reise der einst geflohenen New Yorker Zootiere von Afrika zurück in die USA. Der Weg führt quer durch Europa, wobei sich die Zootiere einem Wanderzirkus anschließen, um einer verbissenen Verfolgerin zu entkommen. Die computeranimierte DreamWorks-Produktion ist ein oberflächlicher, aber mitreißender Spaß für Jung und Alt. (Walter Gasperi)

Madagascar 3: Flucht durch Europa

USA 2012. Regie: Eric Darnell.

Universal. 93 Min.

Ein Zeitzeugnis

A nno 1995 führte Bob Cringely für Channel 4 ein Interview mit Steve Jobs. Nur ein kleiner Teil davon fand Eingang in eine TV-Serie über die Entwicklung des PC. Das Rest-Interview galt als verschollen - bis es Regisseur Paul Sen in seiner Garage wiederentdeckte. 17 Jahre nach der Aufnahme liegt es nun als unschätzbares Zeitzeugnis vor: Was "Steve Jobs - The Lost Interview“ dokumentiert, muss man gesehen haben. Der Apple-Gründer war 1995 bereits zehn Jahre weg von Apple und betreibt das Software-Unternehmen NeXT. Kaum ein Jahr später wird Jobs aber das konkursreife Unternehmen Apple erwerben und mit innovativen Ideen - iMac, iPhone, iPad … - eine unternehmerische Wiederauferstehung feiern die ihresgleichen sucht. An der Schwelle dieses Umbruchs erzählt Jobs von den Anfängen des PCs, über den Bruch mit Apple bis zu seinen Visionen. Ein Charismatiker. Unnachahmlich. Ein filmisches Denkmal, das gerade ein Jahr nach dem Tod des Protagonisten zu Recht ins Kino kommt. (Otto Friedrich)

Steve Jobs - The Lost Interview

USA 1995/2012. Regie: Paul Sen.

Polyfilm. 67 Min.

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