Frau zwischen drei Männern

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Melodische Einfälle, halsbrecherische Koloraturen und ungewöhnliche musikalische Wendungen in Rossinis "La donna del lago" bei den Salzburger Festspielen.

Keine andere Programmschiene wurde vom Publikum der vorige Woche zu Ende gegangenen Salzburger Festspiele mit derart uneingeschränkter Begeisterung angenommen wie die konzertanten Opernaufführungen. Charles Gounods "Roméo et Juliette" mit Roberto Alagna und Angela Gheorghiu, die Wagner-Gala mit Plácido Domingo und Waltraud Meier und zuletzt Gioachino Rossinis Melodrama "La donna del lago", das im Kleinen Festspielhaus zu einem wahren Fest der Stimmen geriet - Belcanto in Bestbesetzung.

Manche werden sich noch an Theodor Fontanes Ballade "Archibald Douglas" erinnern ("Ich hab' es getragen sieben Jahr..."). Auf dem gleichen Stoff beruht Walter Scotts Roman "The Lady of the Lake", aus dem wiederum Rossini 1819 seine heute so gut wie gar nicht mehr gespielte Oper machte. Drei Männer werben um die Gunst von Elena, Tochter des Douglas: Der unbekannte Jäger Uberto sowie die beiden Rebellen Malcolm und Rodrigo. Elena, von ihrem Vater dem Rodrigo versprochen, liebt Malcolm. Nachdem Uberto, in Wirklichkeit der von den Rebellen bekämpfte schottische König, Rodrigo im Duell getötet hat, begnadigt er die überlebenden Widersacher, übt Liebesverzicht und vereint Elena und Malcolm. Rossini hat daraus ein "semiseriöses" Werk mit einer Fülle an melodischen Einfällen, halsbrecherischen Koloraturen und ungewöhnlichen musikalischen Wendungen gemacht.

Das Mozarteum Orchester Salzburg unter Marcello Viotti schuf eine solide Basis, auf der eine Trias brillanter Sänger ihre Kunst entfalten konnte und das Publikum schier zur Raserei trieb. Mehr eine Donizetti- denn Rossini-Stimme, überzeugte Ruth Ann Swenson als Elena dennoch. Vor allem in dem finalen Rondo "Tanti affetti in tal momento", in Wirklichkeit eine Arie mit Chorbegleitung, glänzte sie mit einer ganz eigenen, perlenden Interpretation dieses relativ häufig gesungenen Stückes. Mit Juan Diego Flórez in der Partie des Uberto war jener Sänger zu hören, der als der zeitgenössische Rossini-Tenor schlechthin gilt: mit makellosen Spitzentönen und extremer Beweglichkeit sorgte sein Gesang für Begeisterungsstürme. Ohne damit die exzellenten Darbietungen von Swenson und Flórez mindern zu wollen: eine Klasse für sich war Daniela Barcellona. Die wahrlich nicht einfachen Koloraturen des Malcolm meisterte sie derart mühelos, als wären sie bloße Gesangsübungen - und das mit einer wunderbar ausdrucksvollen Stimme, die deutlich lauter als die ihrer Mitstreiter erschall. Eine Sensation! Eine Partie, für die Barcellona an ihre stimmlichen Grenzen gehen müsste, hat wohl selbst ein Rossini nicht geschrieben.

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