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Blumenmuster für Kaiser Franz

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Wieder einmal hat die Hoftafel- und Silberkammer ihre Schatztruhen geöffnet und zeigt im oststeirischen Schloß Kornberg, wie man am Hof der Habsburger tafelte. Auch wer die Sammlungen schon kennt, erfährt viel Neues. Die wissenschaftliche Leiterin, Ingrid Haslinger, konnte nämlich auf Grand neuer Erkenntnisse und Neuentdeckungen aus den Beständen ein detailreiches Bild zeichnen.

Die Speisen für die „Frauenzimmer", den Hofdamen aus dem 17. Jahrhundert, waren üppig. Nicht weniger als 30 verschiedene Gerichte wurden ihnen serviert, Suppen, Braten, Geflügel, Fische, „grün gartensa-chen" und natürlich Mehlspeisen. Dagegen nimmt sich die Tafel unter Kaiser Franz sehr sparsam aus, zu Mittag wurden nur 15 Gerichte serviert. Das letzte für einen österreichischen Kaiser gekochte Menü bestand aus Gemüsesuppe, Gemüseschnitzel und Biskuit, 1919 in Eckartsau serviert. Die Verwaltung der Hofküche war sparsam, alle Einkäufe wurden auf den Heller genau abgerechnet, und Lieferanten, die zu teuer wurden, verloren die Aufträge. Die Geräte, die man in der Hofküche verwendete, waren nicht viel anders als in den bürgerlichen Küchen.

Die aus Zinn gegossenen Formen für Speiseeis könnte man heute nicht mehr verwenden. Das Eis war damals viel härter und behielt seine Form, nachdem es aus den mit Mandelöl ausgestrichenen Behältern gestürzt worden war.

Die Hofbeamten und die Angestellten konnten gegen geringes Entgelt ihr Mittagessen von der Hofküche bekommen. Es wurde ihnen auf einfachen Porzellantellern serviert, die mit dem kaiserlichen Wappen verziert waren. Eigenes Geschirr gab es auch auf den Manövern. Auch der Kaiser speiste auf einfachen Tellern und Schüsseln.

Eine besondere Rarität der Ausstellung sind kleine silberne Tassen, ähnlieh wie Kaffeetassen mit steiler Wand. Auf Hofbällen wurde in ihnen die berühmte „Oglio"-Suppe serviert, eine Kraftbrühe aus verschiedenen Fleischsorten, Wild, Geflügel und Grünzeug. Sie ist „von klarer, rötlichbrauner Farbe und köstlichem, nicht definierbarem Wohlgeschmack."

Ein eigenes Kapitel war das Sanitärporzellan. In der Hofburg gab es nur ein einziges Badezimmer, das für die Kaiserin Elisabeth eingerichtet wurde. Die übrigen Herrschaften behalfen sich mit Schüsseln und Krügen aus weißem, goldgerändertem Porzellan. Ein Bademantel aus weißem Frottee stammt höchstwahrscheinlich aus dem Achilleion auf Korfu, dem Schloß der Kaiserin Elisabeth. Ihre Kopfkissen waren mit Bändchen verschlossen, denn Knöpfe hätten die zarten Wangen der Kaiserin drücken können.

Vieles gibt es noch zu bestaunen: Eine Desserttafel mit Aufsätzen für Konfekt, mit Blumen bemalte Teller für Kaiser Franz, der ein leidenschaftlicher Gärtner war, und schließlich das Silberbesteck, das ein Stück weniger rahmreicher österreichischer Geschichte erzählt. Es wurde erst im 19. Jahrhundert angefertigt, denn das ältere Silberzeug war zusammen mit dem goldenen Service Maria Theresias eingeschmolzen worden, um zur Finanzierung der Kriege gegen Napoleon beizutragen.

Bis 26. Oktober, 10 bis 18 Uhr

Schloß Kornberg bei Feldbach in der Oststeiermark

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