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Dürnstein und St. Michael müssen tabu bleiben

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Burgschauspieler Richard Eybner stellt der „Furche“ einen Brief zur Verfügung, in dem er vor allem für die Unversehrtheit des Uferbildes von Dürnstein, St. Michael und Schwallenbach eintritt:

Wien, 14. Februar 1954

Herrn

Landeshauptmann Ing. August Kargl Wien I, Landhaus, Herrengasse.

Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!

Zum Projekt einer Wachauuferstraße und im besonderen, Dürnstein mit einer Uferstraße zu umfahren, muß ich das Wort ergreifen im Namen von vielen, denen die Heimat am Herzen liegt. Das hat nichts mit Romantik zu tun, es geht auch um den Fremdenverkehr. Wird das Projekt durchgeführt, so ist das mit einem großen Unglück zu vergleichen. Eines der berühmtesten Landschaftsbilder Europas wird dadurch angeschlagen. Damit erschließt man nicht die Wachau. Schaffen wir Parkplätze im Osten der Stadt. Das Ufer aber muß unberührt bleiben, weil die Stadtfront mit seinen

Mauern einmalig ist. Die Straße am rechten Ufer gehört für die, die durchfahren wollen, verbessert. Auf der Rossatzer Seite müßten Ausweichen geschaffen werden, um dem motorisierten Touristen den Anblick zu erschließen, aber Dürnstein muß tabu bleiben. Verfallen wir nicht in die Manie unserer Vorväter, die damals die Stadttore zerstörten, als ob die Wagen der Zeit zuwenig Platz gehabt hätten. Für den Durchzugsverkehr diene die Autobahn; aber unsere Wachau bleibe in ihrer einmaligen Landschafts-, kunst- und kulturhistorischen Schönheit erhalten. Das gilt auch für St. Miachel und Schwallenbach. Die Hemmungen, die dem Auto auferlegt werden, bringen diese Reisenden dem einmaligen Juwel Wachau näher. Was hat die Umfahrung von Melk nicht alles in dieser Hinsicht uns schon erwiesen!

Bitte, sehr verehrter Herr Landeshauptmann, sich nicht meinen Argumenten zu verschließen und diesem Projekt entgegenzutreten. Ich habe die Absicht, meine Popularität mit anderen Persönlichkeiten aus Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft dagegen zu mobilisieren.

Ein Durchschlag dieses Briefes geht an das Niederösterreichischc Kulturreferat, Wien L Herrengasse 9.

Genehmigen Herr Landeshauptmann den Ausdruck meiner vorzüglichsten Verehrung, es zeichnet in der Hoffnung einer günstigen Aufnahme meines Schreibens Ihr sehr ergebener

Richard E y b n e r, Burgschauspieler, Wien XIX, Saarplatz 1 8

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