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Eine Stellungnahme Professor Holzmeisters

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Das Projekt der Wachauer Straße beschäftigt seit längerer Zeit die Gemüter weiter Kreise, und das mit gutem Grund, da von berufener Seite bisher keine genügend aufschlußreiche Information der Oeffentlichkeit erfolgt ist. Da dieses Problem nicht nur ein wirtschaftliches, sondern vor allem ein künstlerisches ist, glaube ich — von vielen Seiten um meine Meinung befragt — mit dieser nicht hinter dem Berg halten zu dürfen.

Das südliche Donauufer, also die Rossatzer Seite, ist natürlich der zur Führung der Straße geeignete Teil, da neben vielen technischen Gründen die schöne Sicht auf die dem Besucher sich zeigenden Orte gegeben wäre. Es entstünden keine nennenswerten baulichen Schäden, und die Straße würde ohne weitere Komplikationen bei Melk in die große Bundesstraße nach Westen einmünden.

Ich wiederhole: Der organische Weg der vom Kamptal nach Krems kommenden Straße würde meiner Meinung nach über die Steiner Brücke zum südlichen Donauufer führen und nun weiter an diesem Ufer bis Melk reichen.

Sollte aber die Straße am nördlichen Ufer gebaut werden, welche höchst bedauerliche Tatsache in nächste Nähe gerückt zu sein scheint, so kompliziert und verdüstert sich die Situation augenblicklich.

Es liegen auf dieser Seite einige der schönsten und historisch wie künstlerisch wichtigsten Ortschaften und Einzelobjekte, wie z B. der Förthhof, der Rothenhof, St. Michael und vor allem — Dürnstein, welches, wie ich hörte, wohl am schwersten betroffen wäre. Wenn man schon die teilweise oder gänzliche Zerstörung des Rothenhofes als sehr schmerzlich empfinden müßte, so würde eine wie immer geartete Veränderung des weltberühmten Uferbildes von Dürnstein geradezu unerträglich sein.

Diese Ansicht Dürnsteins vom Wasser hei ist so e i n m a 1 i g und glücklich und organisch in allen Details zusammengewachsen, daß sie mit gutem Recht zu den schönsten Punkten Europas, wenn nicht der Welt, gezählt werden kann. Gerade die einsame, architektonische, der Landschaft verbundene unberührte Noblesse hat diesem Ort bisher den Fremdenzustrom gebracht, und es, ist deshalb auch vom Standpunkt des Fremdenverkehrs gefährlich, etwas wesentlich anzutasten, von dem man lebt Es ist selbstverständlich, daß Verbesserungen und Umfahrungen Projekte sollen, wie ich hörte, vorliegen notwendig sind, aber dies nur insoweit, als nicht kostbarer Kulturbesitz ruiniert wird Man darf „im Glashaus eben nicht mit Steinen werfen", und man muß sehr vorsichtig und liebevoll zu Werke gehen, wenn man eine Landschaft „erschließen" will, sonst könnte es geschehen, daß ein trauriges Ebenbild der ziemlich ruinierten R he i n- u i e r geschaffen wird.

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