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Generalintendanz?

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Vergangene Woche machten wieder einmal die Bundestheater Schlagzeilen in einigen Wiener Mittags-und Tageszeitungen. Die Höhe ihres Budgets, wachsendes Defizit, die teuren Auslandsgastspiele und die „Umstruk'turierung“ der Leitung wurden erörtert. Sogar ein „Generalintendant“ — dessen Namen man schon zu nennen wußte — stand angeblich vor der Tür. Und auch die Kassandren vom Dienst waren zur Stelle, die die bösen Folgen jedes Eingriffs in die finanzielle Autonomie der drei Direktionen in den schwärzesten Farben malten und die ganze Situation als .grotesk und irreparabel“ bezeichneten.

Der Tatbestand: Das Gesamtbudget des Bundestheater im ver-

gangenen Jahr betrug 378,222.000 Schilling. Davon wurden 108,500.000 Schilling eingespielt. Das Defizit betrug also 269,722.000 Schilling, was bedeutet, daß der Staat pro Einzelplate und Vorstellung durchschnittlich etwa 150 Schilling zuschießt

Das ist andernorts nicht viel anders. Auch die Gagen, Löhne und Materialkosten steigen fast in der ganzen Welt. Die Folgen: Die Bundestheater haben vom Finanzministerium mehr Geld erbeten, aber statt der erwarteten 100,000.000 Schilling wurden nur 20,00.000 Schilling bewilligt Es heißt also, wie überall, sparen, was die Bundestheater in diesem und im nächsten Jahr um so härter trifft, als die Auslandsreisen zusätzlich viel Geld kosten: die dreiwöchige Tournee nach Montreal sowie die Frühjahrswelttournee des Burgtheaters, während das für Herbst 1968 geplante Austauschgastspiel der Oper mit der Großen Oper von Moskau wohl ins Wasser fallen wird.

Diesen finanziellen Schwierigkeiten soll nach Meinung einiger Wiener Blätter ein Generalintendant (den es übrigens seit dem Ende der Amtszeit von Franz Schneiderhan, also seit 1933 nicht mehr gegeben hat) durch bessere Koordinierung, Kontrolle und Einsparungen Herr werden.

Aber die hierfür zuständige und höchste Instanz weiß von solchen Plänen nur aus den Zeitungen. Denn wozu, so meinen auch wir, haben wir die BundestheaterverwaUung und ihren ebenso geschickten wie verantwortungsvollen Leiter? — Anstatt einen von auswärts kommenden, betriebsfremden Sparkommissar (der übrigens seinerseits eine schöne Summe kosten wird) anzustellen, wäre es zweckmäßiger, eintecher und weniger spektakulär, eben diesen Leiter der Bundestheaterverwaltung mit größeren Vollmachrten auszustatten, etwa mit einem Vetorecht für nicht zu verantwortende Extraausgaben.

Die Hauptsache ist doch, daß und daß an der richtigen Stelle gespart wird. Und nicht, wer die Einsparungen verfügt.

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