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Unbekannte Freimaurerei

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UNSERE GETRENNTEN BRÜDER. DIE FREIMAURER. Von Alec Hellor Verlar Stvria Gras, 1964. 371 Selten. Preis 135 S. '

Diese Ubersetzung aus dem Französischen begrüßen wir sehr. Das Buch ist sowohl im französischen Original wie in der deutschen Übersetzung mit dem kirchlichen Imprimatur versehen. Es ist unseres Wissens das erste Werk im katholischen Raum, das sich in wissenschaftlich einwandfreier und sachlicher Form mit dem Phänomen der Freimaurerei befaßt. Der Verfasser sucht eine möglichst getreue Geschichte der Freimaurerei zu schreiben, geht dabei aber vor allem dem Problem nach, wieso es zum Konflikt zwischen der katholischen Kirche und der Freimaurerei gekommen ist. Es handelt sich dabei besonders um die Bulle Clemens' XII. „In eminenti apostolatus specula“ vom 4. März 1738 und die Bulle „Providas romanorum pontificum“ Benedikts XIV. vom Jahre 1751. In diesen zwei Bullen wurde die Ex-

kommunikation über jeden Katholiken ausgesprochen, der Mitglied einer Freimaurerloge wurde.

Das Verdienst Mellors ist es, aufgezeigt zu haben, daß diese Exkommunikation nicht gegen eine antireligiöse Zielsetzung der Logen gerichtet war, sondern aus einer historischen Situation entsprungen ist. Die Logen, die in England ihr Mutterland haben, hatten zur Zeit Clemens' XII. politisch eine sehr feindselige Haltung gegen die Stuarts eingenommen, als der Streit zwischen den Anhängern Elisabeths und den Anhängern der Stuarts noch nicht entschieden war. In dieser Situation wandte sich der Papst gegen die Umtriebe der Logen in Florenz und Rom und verhängte über sie die Exkommunikation. Niemals wurden die Logen wegen ihrer absolut antireligiösen Einstellung verurteilt. Diese trat vielmehr erst hervor, nachdem die Kirche durch ihre Exkommunikation den Logen Feindschaft angesagt hatte. So weist Mellor nach, daß sich die antireligiöse oder antikirchliche Einstellung an sich nicht aus dem Wesen der Loge ergebe, sondern aus Begleitumständen. Allerdings muß auch Mellor feststellen, daß die Logen durch die strenge Geheimhaltung ihres Rituals und ihrer inneren Ziele selbst dazu beigetragen haben, vor der Welt in ein eigenartiges Licht zu geraten. Er stellt fest, daß sich die Geschichte der Freimaurerei nicht in die Weltgeschichte einfügen lasse, sondern vielmehr neben dieser einherlaufe. Immerhin hat Mellor durch die objektive und quellenmäßige Darstellung der Freimaurerei, soweit ihm dies möglich war, viel Licht in diese dunkle Frage gebracht und vielleicht einen Weg gewiesen, das verworrene Problem, das noch einer Lösung harrt, schrittweise zu lösen.

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