Der Verfasser ist zweifellos Monarchist, von bestem Willen beseelt. Seine Darstellung ist objektiv. Er belegt seine Ausführungen mit Quellenangaben, die teilweise wenigstens veraltet, wenn nicht unseriös sind. Keines der zitierten Werke kann den Anspruch strenger Wissenschaftlichkeit erheben. Der Autor erweckt sicher den Eindruck seriöser Berichterstattung, aber ist es getan mit Anschuldigungen, die alle die Vergangenheit betreffen und niemals ganz einwandfrei nachgewiesen werden können?
Es ist auch unsere Meinung, daß eine Auseinandersetzung mit der Freimaurerei fällig wäre. Die Existenz und die Tätigkeit der Freimaurerlogen bleiben heute wie vordem im Zwielicht. Was hat man von ihnen zu halten? Warum nimmt die Kirche ihr Verbot für Katholiken, einer Loge beizutreten, nicht zurück? Warum hüllt sich die Freimaurerei nach wie vor so sehr ins Geheimnis? Sind nicht genügend Tatsachen bekannt, an die sich eine Diskussion knüpfen könnte?
Warum in die Vergangenheit schweifen? Kann man aus der Vergangenheit nicht auch der Kirche und anderen Institutionen vieles zum Vorwurf machen? Warum ferner immer die starke Verquickung des Politischen und Religiösen: „Die Freimaurerei, der Todfeind von Kirche und Thron?” Ist das, selbst wenn es sicher erweisbar wäre, heute noch aktuell? Liegen die Dinge heute nicht anders? Unsere Frage lautet: „Wie kann man sich heute mit der Freimaurerei auseinandersetzen?” Es ist ja die Freimaurerei von heute zu untersuchen und zu beurteilen. Die Logen haben vom 17. bis zum 20. Jahrhundert auch einen großen Wandel durchgemacht, sie sind nicht immer und überall dieselben geblieben.
Wir glauben also, daß diese Art der Auseinandersetzung mit der Loge weder zeitgemäß noch zweckmäßig ist. Wir können vor allem als Katholiken nicht einer solchen Polemik zustimmen. Heute müßte sich die Auseinandersetzung rein auf den Bereich des Religiösen und Sittlichen beschränken. Dort aber muß sie ernst und unerbittlich geführt werden. Es kann aber bezweifelt werden, ob eine Auseinandersetzung mit der Freimaurerei überhaupt jemals möglich sein wird. Das Entscheidende dieser Bewegung scheint nicht in einem bestimmten Programm, sondern in gewissen Machtzielen zu liegen, die nach
Zeit und Situation wechseln und immer getarnt bleiben. Unter solchen Voraussetzungen kann man aber nicht die Frage stellen: „1st diese Bewegung religionsfeindlich oder staatsfeindlich?” Man wird nie eine Antwort auf diese Frage erhalten.
