Lügenpresse - © Bild: Pixabay / PDPics

Journalismus in der Kritik

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Bezahlte der ORF Jugendliche für Reportage? NEWS bekämpft Beschlagnahme. Die Printmedien erhalten einen neuen Presserat und modernen Ehrenkodex.

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Bezahlte der ORF Jugendliche für Reportage? NEWS bekämpft Beschlagnahme. Die Printmedien erhalten einen neuen Presserat und modernen Ehrenkodex.

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Der ORF ist in eine schwerwiegende Auseinandersetzung geraten. Diese könnte die Entscheidung über das ORF-Gesetz und Mittelzufuhr behindern.

Für die ORF-Führung mag es ein Trost sein, dass der Anlassfall, die Am Schauplatz-Reportage Am rechten Rand bei ihrer Ausstrahlung am Donnerstag mit 458.000 Zusehern und einem Marktanteil von 31 Prozent einen seit 2004 nicht mehr erreichten Höchstwert schaffte. Darin werden beklemmend die existenziellen Probleme zweier stets schlecht betreuter, arbeitsloser Jugendlicher gezeigt, die bei einer FPÖ-Kundgebung Heinz-Christian Strache „Sieg Heil“ zugerufen haben sollen. Strache behauptet dies, einer der beiden, Philipp, bestreitet dies. In einem am Samstag von der APA ausgesandten Interview sagte er, das habe die Polizei aufgrund falscher Zeugenaussagen so dargestellt. Der ORF bestritt den von Strache erhobenen Vorwurf, die Jugendlichen dafür bezahlt zu haben. Sie hätten nur je 100 Euro für die Abtretung ihres Persönlichkeitsrechts erhalten. Philipp hingegen erklärt, er habe viermal vom ORF „einen Hunderter“ bekommen, um an Dreharbeiten als Skin mitsamt eines Hundes mitzuwirken.

Ein Hunderter – oder mehr?

Strache hatte schon vor der Ausstrahlung die Öffentlichkeit und die Behörden von diesem Vorgang verständigt. Er sieht darin den Versuch, ein die FPÖ als neonazistisch diskreditierendes Filmmaterial herzustellen. Der Verantwortliche der Sendung, Christian Schüller, hatte diese Vorwürfe allerdings schon noch eine Woche zuvor versucht, in einem Presse-Gastkommentar zu widerlegen: Bezahlt werde, um sicherzugehen, dass die ausgewählten Personen an den Dreharbeiten tatsächlich mitwirken.

Wegen behaupteter Manipulation will die Staatsanwaltschaft das gesamte Drehmaterial untersuchen, doch der ORF verweigert unter Verweis auf das Redaktionsgeheimnis dessen Herausgabe. So bleibt die Frage, ob der ORF junge Skins durch Bezahlung und Organisation dazu gebracht hat, eine politische Meinungsäußerung vorzunehmen.

Ebenfalls vorige Woche wurde auf Antrag der Hypo Group Alpe Adria eine einstweilige Verfügung erlassen, welche die weitere Verbreitung der Zeitschrift NEWS untersagt. Die Illustrierte hatte aus Akten über Einvernehmen bei der Staatsanwaltschaft zitiert, in denen der ehemalige Vorstand Kulterer einen Mitarbeiter belastet. Gegen diese EV wird die Verlagsgruppe Rekurs einlegen.

Für den neuen österreichischen Presserat hat dessen Trägerverein vorige Woche seine konstituierende Sitzung abgehalten. Der Vorsitzende der Journalistengewerkschaft, Franz C. Bauer, wurde zum Präsidenten gewählt, der Mediaprint- und Kurier Manager Thomas Kralinger zum Vizepräsidenten. Sie haben nun die Geschäftsstelle zu besetzen, die Ombudsstelle einzurichten und die Beschwerdesenate zu bestellen. Dies soll noch vor dem Sommer erfolgen.

Seine Entscheidungen über journalistische Arbeitsweise und Berichterstattung der Printmedien trifft der Presserat auf Grundlage des Ehrenkodex. Diese macht Korrektheit zu obersten Verpflichtung von Journalisten. Wegen neuer Möglichkeiten technischer und inhaltlicher Manipulationen wird der Ehrenkodex überarbeitet.

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