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Digital In Arbeit

Begründeten Verdacht auslösen

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Wir wollen einen begründeten Verdacht auslösen, daß in unseren Medien - wegen des christlichen Menschenbildes - mit der Menschenwürde erkennbar sorgfältig umgegangen wird.”

Mit diesem Satz erklärt Horst Pirker, Vorstand im Medienhaus „Sty-ria” und Geschäftsführer der „Kleinen Zeitung”, was er unter weltanschaulicher Ausrichtung versteht: Der Informationsmarkt ist unübersichtlich; daher werden, so Pirker, die Menschen demjenigen Anbieter von Information mehr vertrauen, dessen weltanschauliche Orientierung klar ist. Pirker führt als Beispiel die Berichterstattung über das Ausländerthema an, bei dem sein Unternehmen sogar ökonomische Interessen hintanstelle. Obwohl der „Styria”-Manager die Wirtschaftlichkeit als absolute Voraussetzung für das Überleben eines Mediums ansieht, sind die ethischen Fragen nicht obsolet.

Pirker legte diese Positionen bei einer Diskussionsveranstaltung des Verbandes katholischer Publizisten dar: Das Medienunternehmen „Styria” werde sich künftig auf die „Kernkom-petenz”, nämlich Inhalte in Form von Text, Ton und Bild zu produzieren, konzentrieren.

Als Widerpart Pirkers betätigte sich bei der Veranstaltung Engelbert Washietl, stellvertretender Chefredakteur des „Wirtschaftsblatts”. Washietl beklagte, daß die Industrialisierung der Medien zu einer Krise des Journalismus geführt habe. Vor allem der wirtschaftliche Druck unterhöhle die journalistische Glaubwürdigkeit. Washietl fordert daher, daß sich Journalisten mit diesen wirtschaftlichen Abhängigkeiten verstärkt auseinandersetzen: Daher sei eine umfangreichere Berichterstattung über die Medien selbst notwendig, um den Konsumenten die Hintergründe deutlicher zu machen.

Besonders kritisierten beide Medienvertreter die zunehmende Vermischung von Journalismus und Public Re-lations: Immer mehr Beiträge in den Medien sind von kommerziellen Interessen geprägt. „Styria”-Vorstand Pirker bekannte sich persönlich zur völligen Umkehr von der diesbezüglichen Praxis: Gnadenlos werde er diese „Verarschung des Lesers” beenden. In der „Kleinen Zeitung” müßten die Leser darauf vertrauen können, daß ihnen in den redaktionellen Artikeln keine Public Relations-Beiträge entgegenkommen.

Nicht nur Pirker, auch Washietl bekannte sich zur Wirtschaftlichkeit im Medienbereich. Was es aber bedeutet, wenn die Ökonomie diktiert, wurde einen Tag nach der Veranstaltung einmal mehr deutlich, als die Einstellung des „Präsent”, der ältesten Wochenzeitung Österreichs, bekannt wurde (näheres dazu: Seite 10).

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