Minimalistische Bilder

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"Apasionada" - das Leben der mexikanischen Malerin Frida Kahlo auf der Bühne der Wiener Festwochen.

D er kanadische Theater- und Filmemacher Robert Lepage hat die von Sophie Faucher dramatisierte Biographie der zur Zeit im Theaterbetrieb hoch in Kurs stehenden mexikanischen Künstlerin Frida Kahlo auf die Bühne gebracht. Unter dem Titel "Apasionada" wird auf inhaltlicher wie auch formal-ästhetischer Ebene verknappt die Leidensgeschichte der in frühen Jahren bei einem Straßenbahnunfall schwer verletzten und ihr gesamtes Leben davon beeinträchtigten Malerin erzählt.

Vor der Folie ihres künstlerischen Schaffens, ihres politischen Engagements (Kahlo war Kommunistin) und ihrer schwierigen Ehe mit dem Maler Diego Rivera erzählt Lepage - Fauchers Textgrundlage sind hauptsächlich Tagebuchaufzeichnungen - von der inneren Realität dieser zur Kultfigur avancierten Künstlerin.

Lepage setzt altbewährte Theatermittel zeitgemäß ein, seine minimalistisch-puristische Bildersprache verlässt sich auf traditionelle Erzählstrukturen, die er durch den Einsatz modernster Computertechnologien konsequent bricht. Die ironische Distanz seiner Regie manifestiert sich durch die Etablierung eines transparenten Vorhangs, der gleichsam die vierte Wand konkretisiert und zugleich als Projektionsfläche wie eine Kinoleinwand eingesetzt wird. So thematisiert "Apasionada" auch den Prozess des Malens - durch handwerklich präzise gearbeitete Szenen wird dieser in Form von Videoprojektionen und der Verwendung von Flat screen inszenatorisch übersetzt.

Wie in seinen früheren Inszenierungen ist das Bühnenbild auf einige wenige Requisiten reduziert, deren Funktionalität im Vordergrund steht. Dieser dichten Inszenierung entsprechend betont die Musik von Arvo Pärt das Atmosphärische in der Geschichte des inneren Kampfes und der Depression. So werden Farben zu Metaphern für ihr Leiden. "Gelb ist Farbe des Wahnsinns und schwarz ist alle Farben", lautet der Text Frida Kahlos, deren Leben von der zwangsläufig steten Auseinandersetzung mit dem Sterben geprägt ist.

Die Schauspielerin Lise Roy, die als Allegorie des Todes zur ständigen Begleiterin Frida Kahlos wird, verkörpert auch ein Dutzend anderer Rollen, so wird sie etwa als Trotzki zum Liebhaber Fridas oder als deren Schwester Cristina zu Diego Riveras Geliebter.

Patric Saucier ist als Diego Rivera nicht nur der exzentrischere und erfolgreichere Teil des Malerpaars sowie politischer Weggefährte, sondern auch notorischer Schürzenjäger, der in seinem leichten Spielgestus auch nüchterne Töne zulässt - im Gegensatz zu den allzu großen, eindeutigen Gesten von Sophie Faucher, die selbst in der Rolle der Frida Kahlo zu sehen ist. Die Autorin als Protagonistin - das war keine gute Entscheidung; die fehlende Distanz bringt eine Aufdringlichkeit in Lepages reduzierte Inszenierungs-Ästhetik, die seine fein gearbeiteten Szenen bisweilen allzu posenartig erstarren lässt.

Trotz der unausgeglichenen Ensembleleistung ein großer Einstieg für die heurigen Festwochen.

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