Österreichische Malerin mit Weltgeltung

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Als Maria Lassnig letztes Jahr bei der Biennale in Venedig, der weltweit wichtigsten Kunstbiennale, für ihr Lebenswerk den Goldenen Löwen erhielt, musste sie der Preisverleihung fernbleiben: Zu angeschlagen war die Gesundheit der österreichischen Malerin, die am 6. Mai 94-jährig in Wien verstorben ist - und die über Jahrzehnte konsequent ihren eigenen Stil und eine genuine feministische Bildersprache geprägt hat. In ihren dort verlesenen Dankesworten blickte sie auf mehr als 70 Jahre mit der Kunst, auf viele Entbehrungen und Nöte, auf unzählige Ausstellungen und den spät gekommenen Erfolg zurück.

Schon 1980 hatte die in Kärnten als uneheliches Kind geborene Malerin Österreich mit Valie Export bei der Biennale in Venedig repräsentiert. Es war jenes Jahr, als sie nach einem zwölfjährigen Aufenthalt in New York als erste Professorin für Malerei im deutschsprachigen Raum an die Wiener Angewandte berufen wurde. Tatsächlich hatte sie lange auf Anerkennung warten müssen, zuletzt wurde sie mit nationalen und internationalen Preisen gleichsam überschüttet. In Österreich erhielt Maria Lassnig 1988 den Großen Staatspreis und zehn Jahre später den Kokoschka-Preis. Seit 2005 war sie Trägerin des Österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst. Am Anfang ihrer Karriere stand eine intensive Auseinandersetzung mit ungegenständlicher Malerei. Bald jedoch stellte sie als eine der ersten Künstlerinnen im 20. Jahrhundert den weiblichen Körper ins Zentrum ihres vielschichtigen Werks.

Radikale Selbstbeobachtung

Seit 1949 suchte Lassnig, wie sie sagte, "nach einer Realität, die mehr in meinem Besitz wäre als die Außenwelt, und ich fand als solche das von mir bewohnte Körpergehäuse, die realste Realität, am deutlichsten vor.“ Als "Körperbewusstseinsmalerei“ bezeichnete sie fortan ihre Porträts, in denen sie Gefühle und Empfindungen in expressive Bilder übersetzte: gerade auch Ängste und Schmerzen, Spannung und Druck, imaginierten Tod und Verwesung. Mit radikaler Selbstbeobachtung ist sie stets vor die Leinwand getreten; diesem Prinzip ist sie auch im hohen Alter treu geblieben. "Nicht die Ästhetik eines abstrakten Schönheitsideals stand im Mittelpunkt ihrer Kunst, sondern die Existenz in ihrer Wahrhaftigkeit“, sagte Kulturminister Josef Ostermayer zum Tod von Maria Lassnig. (mt)

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