Peter Roseis Selbstvergewisserungen aus einem Jahrzehnt

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Peter Rosei ist ein Romancier par excellence, hat sich aber während seines gesamten Schriftstellerlebens immer auch mit gesellschaftspolitischen Fragen auseinandergesetzt. In seinen Essays, die in den letzten zehn Jahren entstanden und in Tageszeitungen sowie Literaturzeitschriften und nun in dem Sammelband "Was tun?" veröffentlicht wurden, zeigt sich der Autor unterwegs zu eigenen Ansichten, sozusagen zu Selbstvergewisserungen, und zwar in einer Sprache, die weit über das übliche österreichische Aufsatzdeutsch sogenannter Intellektueller reicht, zumal der promovierte Jurist Sprache und Inhalt beherrscht.

Kapitalismuskritisch und progressiv

Roseis Themen sind Frieden, Globalisierung, Kapitalismus, Krisen, Migration, Terror und, wie auch der Untertitel verkündet, Politik sowie Ökonomie. Daneben Österreich, Europa und die USA. Zu unserem Kontinent und der Flüchtlingsfrage meint er: "Der eingeschlagene Mittelweg wird es für Europa nicht bringen." Er ist kapitalismuskritisch und in seiner Denk-,oder besser gesagt, Schreibweise progressiv, um zur "Kategorisierung" nicht Begriffe zu gebrauchen, die parteipolitisch punziert sind, was jedenfalls hanebüchen wäre. Zur Regelung der Angelegenheiten unseres Gemeinwesens meint Peter Rosei: "Die Politik muss sich aufrappeln und den Markt wieder dorthin zurückschneiden, wo er hingehört: Nämlich als Dienstleister an der Gesellschaft und nicht als Herrscher." Der Autor hat nämlich erkannt, dass eine Beschäftigung mit der Gewichtsverlagerung deshalb notwendig ist, weil sich die Ökonomie gegenüber der Politik immer aufdringlicher verhält.

Am Ende des Buchs finden sich noch zwei überraschende Texte. Zum einen die schöne Erzählung mit dem Titel "Unerhörte Gebete" als Selbstbefragung, warum immer noch gebetet, aber immer weniger geglaubt wird, und zum anderen als "Nachwort" ein Gespräch, das der Verleger mit seinem Autor geführt hat, unter anderem zur Titelwahl. "Ich habe den Titel nicht gewählt, er hat sich aufgedrängt. Als Intellektueller hast du die Aufgabe mitzuteilen, was du durchdacht und erkannt hast, so einfach, aber auch so klar und deutlich wie möglich." Bei den vielen Namen, Sachen und Orten hätte ein Verzeichnis nicht geschadet, was klar und deutlich festgehalten sei. Sonst ist dem bemerkenswerten Band nur das Beste zuzuschreiben und dem Autor, dass er damit der gesellschaftspolitischen Verantwortung des Schriftstellers gerecht wird.

Was tun?

Essays zu Politik und Ökonomie

Von Peter Rosei

Sonderzahl 2016

192 Seiten, kart., € 18,00

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