Startpaket für EUropa

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Mit der Einführung der gemeinsamen Währung komme die Einigung des Kontinents quasi von selbst. So hat es seit langem schon geheißen, so haben viele gehofft, so ist es jetzt tatsächlich passiert. Zeitgleich mit dem Beginn der Ausgabe von Euro-Startpaketen beschlossen die EU-Staats- und Regierungschefs die Einberufung eines Reform-Konvents.

Klingt nicht gerade spektakulär, da übt das neue Klimpern im Geldbörsel schon einen ganz anderen Reiz aus. Ist aber dennoch aufregend, ist genauso neu wie die neue Marie. Bundesstaat oder Staatenbund oder Zwitter aus beidem oder ganz was anderes? Darüber, was das geeinte Europa einmal werden soll, darf diese Runde jetzt offen debattieren. Schluss ist mit dem offiziellen Denkverbot, das nur dazu diente, die EU-Turbos nicht zu entmutigen und die EU-Bremser nicht zu verschrecken. Schluss auch mit der Pseudo-Weisheit vom Weg als Ziel, die eventuell für eine Bergtour passt, als Vorgabe für das politische Friedens- und Einigungsprojekt schlechthin aber völlig ungeeignet, weil einfach falsch ist.

Pensionierte Kassierinnen wurden aus dem Ruhestand zurückgerufen, um den Euro unters Volk zu bringen. Ein pensionierter Staatspräsident wird dem Reform-Konvent vorstehen, der die Europäische Union wieder näher zu den Bürgern bringen soll. Mit dem Konvent legt die Union ihre Erneuerung zum ersten Mal in die Hände eines öffentlich tagenden Gremiums. Regierungsvertreter, nationale und EU-Abgeordnete, Kommissionsvertreter und Abgesandte aus den Kandidatenländern bilden das gut 100 Mitglieder zählende Gremium. Ein Signal auch dafür, dass sich die Packelei zwischen Regierungsvertretern, das Hin- und Herschieben von EU-Pfründen überlebt haben sollte.

Was kann der Reform-Konvent erreichen? Sicher werden Turbos und Bremser Abstriche machen müssen, sicher werden die Regierungschefs das eine oder andere hineinreklamieren. Doch die Washington Post hatte von Übersee aus den klaren Blick: "Wenn alle Vorsätze umgesetzt werden, wäre der Kontinent so geeint wie nie seit Ende des römischen Reiches." Nicht undenkbar. Eine Gemeinsamkeit zu den alten Römern hat sich ja dieser Tage wieder gezeigt. Die Einsicht heute wie damals: Geld stinkt nicht.

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