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Reformer nach dem 21. August

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Diese Demontage hatte übrigens, vorerst noch unter Duböek, auf dem personellen Sektor eingesetzt. Nachdem noch vor dem 21. August eine der wichtigsten Stützen der neuen Gruppe, General Preblik, der Chef für Sicherheitsfragen im ZK der KPTsch (Polizei, Militär) entfernt worden war, kam es zw schrittweisen, deshalb keineswegs unsystematischen Entfernung aller Mit-. Streiter Duböeks. wobei im staatlichen Bereich vor allem das Innen-und Außenministerium Schlüsselpositionen waren. Dann kamen jene an die Reihe, deren Namen der Dub-öek-Gruppe besonderes Prestige verliehen hatte: ik und Smrkovsky, und hinter diesem auffallenden Wechsel im staatlichen Bereich vollzog sich der vom Ausland viel weniger zur Kenntnis genommene, letztlich aber viel gewichtigere Wechsel in der Parteispitze, wobei sehr bald sichtbar wurde, daß es Moskau völlig gleichgültig war, wie die Bevölkerung, aber auch wie die Parteimitglieder über ihre neue Führungsspitze sprachen. Eine Moskau-verbundene (um dieses so harmlos klingende Wort zu gebrauchen) Parteiführung erschien wichtiger als das Ansehen im eigenen Volk. Am 26. Mai veröffentlichte der inzwischen mehrmals personell umbesetzte Prager Rundfunk eine Entschuldigung gegenüber jenen Parteigenossen, die in den Tagen nach dem Einmarsch im Gleichklamg zur Meinung der Bevölkerung „ohne die eingehenden Informationen richtig prü-

fen zu können“ als „Verräter und Kollaborateure“ bezeichnet wurden. Die entsprechende Rehabilitierungsresolution des Parteipräsidiums war allerdings schon am 16. April 1969. also einen Tag vor Duböeks Rücktritt, erfolgt und bezog sich auf folgende kommunistische Spitzenpolitiker: Vasil Bilak (als KPS-Sekretär der Vorgänger Dr. Husäks in Preßburg), Frantisek Barbirek, Drahomh- Kolder, Jan Piller, Emil Rigo, Oldfich Svestka (Chefredakteur des Zentralorgans „Rüde Prävo“), Jozef Lenart (vor Cerraik Regierungschef). Antonin Kape*k, Alois Indra und Milos Jakes. Zwei Tage soäter saßen Jan Piller und Vasil Bilak im höchsten aus elf Personen bestehenden Parteipräsidium. Bilak, Indra und Lenart waren als ZK-Sekretäre die engsten Mitarbeiter des nunmehrigen Parteichefs Husäk.

Dubcek — längst Feldherr ohne Offiziere

Als Duböek im April 1969 abtrat, befand er sich in der Rolle eines Feldherren, der zwar mit Soldaten und Subalternen — in reichlichem Ausmaß —. aber ohne Stabsoffiziere und ohne Generalstab dastand. Daß er selbst Schritt für Schritt Pressefreiheit und Demokratie — neben seinem Reformerteam — abbauen mußte, war für Duböek eine bittere Angelegenheit. Bald aber sollten die Tschechen erkennen, daß die eigentliche Demontage erst uniter Husäk einsetzte.

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