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Remarque mit siebzig

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Als Sohn eines Buchbinders wurde Erich Maria Remarque im Jahre 1898 in Osnabrück geboren. Sein Ziel war, Lehrer zu werden, und so besuchte er in seiner Heimatstadt das Lehrerseminar. Im Alter von achtzehn Jahren wurde er jedoch von der Schulbank weggeholt und mußte als Soldat einrücken.

Nach dem ersten Weltkrieg versuchte sich Remarque zunächst als Junglehrer, dann als Kaufmann, und war schließlich neun Jahre lang Journalist, wobei er unter anderem als Redakteur der Zeitschrift „Sport im Bild" in Berlin tätig war.

Bereits in dieser Zeit begann Remarque sich schriftstellerisch zu betätigen, er schrieb Gesellschafts- und Sportromane sowie Berichte. Die große Wende kam 1929, als er seinen Roman „Im Westen nichts Neues“ veröffentlichte und gleichsam über Nacht berühmt wurde. Es war dies der größte europäische Bucherfolg unseres Jahrhunderts, innerhalb von achtzehn Monaten erlebte dieser Roman — in 25 Sprächen '— eine Gesamtauflage-von dreieinhalb Millionen, erregte jahrelang die : Weltöffentlichkeitund verursachte nachhaltige politische Auseinandersetzungen und zahlreiche Skandale bei den Vorführungen des gleichnamigen Films.

1931 ließ sich Remarque als freier Schriftsteller in der Schweiz, und zwar in Ascona, nieder. Im selben Jahre veröffentlichte er den Roman „Der Weg zurück", der in 24 Sprachen übersetzt wurde. In verschiedenen Ländern wurde dieses Werk wie auch „Im Westen nichts Neues“ verboten — in Deutschland fand sogar 1933 eine öffentliche Verbrennung der beiden Bücher statt, und dem Verfasser wurde die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen.

Von seinem Aufenthalt in der Schweiz kehrte der Schriftsteller nicht mehr nach Deutschland zurück, sondern ging nach New York und wurde im Jahre 1947 amerikanischer Staatsbürger.

In den folgenden Jahren schrieb Erich Maria Remarque weitere erfolgreiche Romane wie „Drei Kameraden“ (1951), „Arc de Triomphe“ (1952) und „Liebe deinen Nächsten“ (1953). Das Buch „Arc de Triomphe“, das eine Gesamtauflage von zwei Millionen erreichte und, wie die übrigen Romane, verfilmt wurde, war Remarques zweiter Welterfolg. Sein erstes Bühnenwerk, „Die letzte Station“ erregte im Jahre 1956 großes Aufsehen.

Der abwechselnd in Amerika und in der Schweiz lebende Autor galt zeitweilig als der erfolgreichste, meistgelesene, meistgepriesene und meistangegriffene Schriftsteller der Gegenwart.

Anläßlich des 70. Geburtstages von Remarque (recte Kramer) bringt der Eduard-Kaiser-Verlag eine Sonderausgabe von „Im Westen nichts Neues“ zusammen mit dem weniger bekannten, aber vielleicht bedeutenderen Roman „Der Weg zurück“ in einem Band heraus, und zwar zu dem sehr volkstümlichen Preis von 65 Schilling.

„Es ist nicht gut, einen schlechten Roman zu schreiben, aber es ist besser, einen schlechten Roman zu schreiben als bloß zu versuchen, einen vollkommenen fertigzukriegen — und ihn gar nicht zu schreiben“, hat Remarque einmal gesagt. Der Leser mag selbst urteilen!

Das Urteil eines „nationalen“ Literarhistorikers (Paul Fechter) über „Im Westen nichts Neues“:

Der Erfolg dieses Buches war ein Vorgang, den psychologisch zu deuten kaum möglich war: die Millionenauflagen im Reich wie draußen waren Beispiele einer Massensuggestion, die nicht durch Reklame, sondern durch Selbstentzündung entstand und sich weiterfraß. Heute ist sie verweht wie die Wirkung des Buches; es war an seine Zeit gebunden, drückte wohl etwas aus, was jene Jahre oder viele Menschen jener Jahre zu empfinden glaubten, und die Zeit nahm es auf wie kein zweites. Der damalige Kampf um Remarque war vom Buch her nicht ganz verständlich: er brach auch erst richtig aus, als man in Amerika den Film nach diesem Buch gedreht hatte…

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