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Morgen machen wir blau, weil heute Abend lassen wir die Sau raus: Je größer die Firma und je pragmatisierter der Arbeitsplatz, desto häufiger ist der geschwindelte Krankenstand. Die "Firma Österreich", sprich der öffentliche Dienst, ist davon besonders stark betroffen.

Heuer hat sich eine kleine (Sommer-)Diskussion darüber entwickelt, ob der erste Krankenstandstag als Urlaub zu konsumieren ist, die Kärntner Wirtschaftskammer fordert das sogar für zwei Tage. Nun ist das Thema zwar schon ein alter Hut, und die Kammerwahlen werfen ihre Schatten voraus. Dennoch beinhaltet der gewerkschaftliche Reflex, wonach die Krankenstandsdauer sogar gesunken, ergo gar kein Problem vorhanden ist, einen Denkfehler. Derzeit ist jeder Angestellte rund 13 Tage im Jahr krank. 1957 lag dieser Wert bei 17,6 Tagen, 1993 bei 15,1. Das ist aber logisch: Die Berufswelt ist weniger belastend geworden, schwerste körperliche Arbeit wurde vom Menschen auf die Maschine verlagert. Man lebt gesünder, und die Generation, die heute noch zum Teil an Kriegs- und Nachkriegsfolgen leidet, hat sich schon in den Ruhestand verabschiedet. Daher müsste die Zahl der Krankenstände eigentlich noch viel mehr geschrumpft sein.

Meist sind die (vorwiegend männlichen) Hallodri, die sich gern krank melden, ohnehin in den Firmen bekannt. Eine Diskussion darüber, dass dies kein Kavaliersdelikt ist, schadet nicht. Doch auch die Unternehmen tun gut daran, eine überdurchschnittliche Bettlägrigkeit ihrer Belegschaft ernst zu nehmen. Denn dahinter steckt häufig mangelnde Motivation. Firmen mit starren Arbeitszeiten sind besonders oft betroffen. Mehr Flexibilität und mehr Verantwortung für die Mitarbeiter heben die Leistung und fördern die Gesundheit. "Bestrafen" allein löst das Problem nicht.

Die Autorin ist Innenpolitik-Ressortleiterin der "Presse".

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