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Sie können sich zwar aufregen, aber machen können Sie gar nichts!" Die unmißverständliche Botschaft führte dem ohnehin bereits schwer gezeichneten jungen Patienten noch einmal drastisch seine Ohnmacht gegenüber der ärztlichen Allmacht vor Augen. Eben hatte er unter schwersten Schmerzen wieder gelernt, sich zu bewegen. War froh, noch am Leben zu sein. Sollte er sich wirklich auch noch auf eine Klage einlassen?

Erst nach tagelangem (!) Flehen gab's ein paar Informationen des behandelnden Arztes: er habe ihm bei der routinemäßigen Blinddarm-Operation mit dem Skalpell den Darm durchlöchert, aber gehofft, die Wunde würde von alleine verheilen. Menschen machen halt Fehler. Manchmal sogar Götter in Weiß.

Wird es das letzte Mal gewesen sein, daß man sich in einem österreichischen Spital so verhöhnen lassen muß? Einige Patienten des Landeskrankenhauses Freistadt werden es nicht mehr erleben, denn sie sind tot. Es gab offensichtlich nicht nur einen, sondern mehrere - sogartödliche - Fehler.

Unfähigkeit? Schlamperei? Ergebnis wilder Fehden und Intrigen zwischen dem Leiter der chirurgischen Abteilung und seinem Oberarzt?

Auf einmal herrscht hektische Betriebsamkeit. Staatsanwaltschaft, Bezirksgericht, ein Revisionsteam, Kommissionen - sie alle werden bemüht sein, diesen Skandal aufzuklären. Jetzt - nachdem monatelang offensichtlich alles getan wurde, die Sache zu vertuschen.

Das wird dauern. Inzwischen laufen beim Patientenanwalt die Telefone heiß. Noch mehr Menschen fühlen sich fehlerhaft behandelt. Jetzt trauen sie sich zu reden. Hoffen, endlich fair behandelt zu werden.

Lügen, Ignoranz, eisiges Schweigen, arrogantes Abwimmeln. Das kennt man aus vielen Bereichen des Lebens. Kein Ausdruck des Bedauerns für begangenes Unrecht, kein Wunsch nach Wiedergutmachung, kein Gefühl für Verantwortung. Tagtäglich passieren solche sanktionslose Verletzungen ethisch-moralischer Maßstäbe - nicht nur in Krankenhäusern. Das Rechtsempfinden nimmt permanent Schaden, weil sich solche Verhaltensweisen immer wieder ungeniert durchsetzen können. Man hat gelernt, sich nicht mehr zu empören. So etwas ist Gift für eine Gesellschaft. Auch und gerade im medizinischen Bereich.

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