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Im Zwerglgarten?

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„Alles, was weiter als hundert Meter vom Cafe Tomaselli entfernt ist, ist in Salzburg zum Scheitern verurteilt!“ Mit diesen Worten faßte ein alter Salzburge’r Kunstfachmann seine Ausstellungserfahrungen zusammen. Er wollte uns damit eine Begründung für die bedauerliche Tatsache geben, daß zum Beispiel die Jahresausstellung Salzburger Künstler im Künstlerhaus im vergangenen Herbst von nu- 600 Kunstfreunden besucht war oder daß vor kurzem eine dort vom British Council organisierte Schau englischer Aquarelle gar nur 300 Besucher anlocken konnte.

Nicht, als ob die Salzburger für die bildende Kunst nichts übrig hätten. Der Kunstverein, eine von Salzburger Bürgern getragene Vereinigung, besteht immerhin seit 120 Jahren und ist die älteste derartige Institution Österreichs. Er erbaute 1884 das Künstlerhaus an der Heilbrunner Straße, in dem bisher mehr als 500 Kunstausstellungen stattfanden. Für den kommenden Sommer bereitet der Kunstverein als Jubiläumsveranstaltung seine 75. Jahresausstellung vor.

Aber das etwas düstere Gebäude des Kunstvereins ist heute, im Zeitalter des Massenkonsums auch der Kunst, eindeutig an die Peripherie gerückt. Die Brennpunkte des Tourismus in der Altstadt sind in den letzten Jahren zu den Zentren der bildenden Kunst geworden: Im Jahre 1960 fanden in Salzburg etwa 50 Kunstausstellungen statt, die von mehr als 360.000 Gästen besucht waren; die stärksten Frequenzen hatten die Residenzgalerie, das Burgmuseum auf der Festung, der Zwergl- garten und der Museumspavillon im Mirabellgarten.

Die Überlegung, daß Salzburg eines neuen, großzügigen Ausstellungsbezirkes an Stelle des überlebten Künstlerhauses bedürfe, ist richtig, zumal auch der geplante Neubau des Museums Carolino- Augusteum leider nur begrenzte Ausstellungsmöglichkeiten bieten wird. Man stellte daher kürzlich das Projekt eines kubusförmigen Ausstellungsbaues zur Diskussion, für den die Bastei — eine alte Befestigungsmauer im Zwerglgarten — als Standort vorgesehen wurde. Diese moderne Planung im historischen Bereich erregte sofort heftigste Kritik und kann bereits als abgetan gelten, während ein schon mehrfach erörterter Gegenvorschlag derzeit mehr Gegenliebe findet. Dieser plädiert für einen atriumartigen Hallenbau in einem Vorhof des Mirabellgartens, in dem jetzt das Städtische Gartenamt behaust ist.

So wünschenswert eine weitschauende Initiative zugunsten der bildenden Kunst in Salzburg auch erscheinen mag, so muß die gegenwärtige Diskussion doch leider als illusorisch gelten, da sich noch kein Silberstreif am Horizont für eine Finanzierungsmöglichkeit zeigt, und Wohnungsbau wie auch Schulhausbau sich als die vordringlichsten Erfordernisse präsentieren.

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