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"We Come as Friends": Sudans Hölle und Saupers Welt

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Hubert Saupers Dokumentarfilm "We Come as Friends" stellt die Lage im Süd-Sudan vor der Unabhängigkeit einfach in Schwarz-Weiß dar. Leider.

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Hubert Saupers Dokumentarfilm "We Come as Friends" stellt die Lage im Süd-Sudan vor der Unabhängigkeit einfach in Schwarz-Weiß dar. Leider.

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Um Geschichte möglichst überschaubar darzustellen, braucht es nur ein gerüttelt Maß an Ideologie, ein paar packende Geschichten und beeindruckende Bilder. Ziel ist es, eine Welt darzustellen, die ganz ohne Grauzonen auskommt. Es gibt Schuldige und Unschuldige, Täter und Opfer, Schwarz und Weiß. Das ist Film. Der Regisseur Hubert Sauper beherrscht das in einer seltenen Perfektion. So hat er sich in seinem neuen Dokumentarfilm "We Come as friends" mit einem Kleinflugzeug in den Sudan aufgemacht, just vor der Unabhängigkeit des christlichen Südens durch ein Referendum im Jahr 2011. Er fliegt von Ort zu Ort, von Camp zu Dorf, von Ölquelle zu Politveranstaltung. Es ist eine Hop-On-Hop-Off-Dokumentation, die sich da entfaltet, mit vielen bizarren Darstellern mit einem einzigen Ziel: Den Sudan als Spielball der Mächte darzustellen, als Opfer des alten und neuen Imperialismus. Wer ist also schuld? Die Hauptfrage des Films wird schon in der ersten Einstellung beantwortet: Die Queen ist schuld.

Königin Viktoria ließ den Sudan im 19. Jahrhundert besetzen, eine Eisenbahn bauen und brachte Missionare ins Land. Damit begann nach Sauper das ganze Unheil. Der glückliche Wilde wird vom bösen weißen Mann in die Hölle gezogen. Man kennt das ja. Dass sich die Geschichte ein wenig komplexer darstellt, dass auf dem Gebiet des Sudan ein gutes Dutzend Völker einander bekämpften, ermordeten, auslöschten, lange bevor die Weißen ihren Kolonialismus über Afrika brachten, kümmert nicht weiter. Dass diese Gegensätze unter den Volksgruppen weiter bestehen und zum Teil auch für den verheerenden Konflikt verantwortlich sind, der sich derzeit im Südsudan abspielt, auch nicht. Es würde den Plot sozusagen grau machen. Also macht Sauper das auch nicht.

Statt dessen setzt es weitere, moderne Schuldige. Wahnsinnige US-Missionare etwa, die aus der Schöpfungsgeschichte ableiten, dass die Schwarzen bekleidet werden müssen, weil Schuhe ein Geschenk Gottes seien. So ist also das Christentum: Verrückte Texaner in der Savanne. Dagegen sind die chinesischen Ölfeldingenieure, die von der Außenwelt abgeschottet vor sich hinarbeiten, beinahe schon normal. Die USA dagegen sind aus der Sicht von Saupers ausgesuchten Interview-Partnern beinahe so böse wie die Queen. Sie haben Waffen geliefert und überhaupt. Sie wollen nur das Öl. So wird die Weltmacht beschimpft und attackiert und das meist ohne jede nähere Begründung.

Dann dürfen auch noch betrunkene europäische UN-Soldaten durchs Bild wanken, die Sauper zu ihrer Silvesterfeier eingeladen haben. Was zwei Whiskytrinker mit dem Drama Sudan zu tun haben, bleibt offen. Aber immerhin passen sie ins Bild: Böse Weiße.

Die Sudanesen selbst sind in "We Come as Friends" dagegen entweder schießwütige Soldaten, korrupte Gesellen oder arme, entrechtete Menschen. Am Ende des Films meint einer, jetzt komme der Krieg. Und tatsächlich ist heute Krieg. Und Hubert Sauper hat recht behalten. Afrika ist ohne Hoffnung. Und die Queen ist schuld. Auf immerdar.

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