Die Augenzeugen vor 400 Jahren

Als Fernando Cortez, der spanische Abenteurer, auf der Jagd nach dem Gold der indianischen Könige, das er seinem Herrn, Karl V., zu Füßen legen wollte, 1517 an der mexikanischen Küste bei Vera Cruz landete, gingen diesem Ereignis jahrelang Visionen unter den Einheimischen voraus, die große Umwälzungen und Unheil kündeten.

Montezuma (hier Motecuhzuma), der letzte König der Azteken, hatte diese Visionen mit großem Erschauern und in blinder Furcht als Ankunft der Götter auf Erden ausgelegt, die kommen würden, um ihn, ihren Statthalter, abzulösen und zur Verantwortung zu ziehen. Er gebot, für sie einen Empfang mit tiefster Ehrerbietung und größten Ehren vorzubereiten.

Mit Eisenpanzern und „feuerspeienden Rohren“ ausgerüstet, kamen die weißen Götter in ihren auf dem Wasser schaukelnden Türmen, durchquerten auf fliegenden Hirschen mit Hilfe einheimischer Späher auf kürzestem Wege das Land, eroberten und zerstörten in wütender Kriegslust die Städte und Tempel indianischer . Fürstentümer, tauften ihre Granden und töteten, was und wer ihrer Beutelust im Wege stand, nicht achtend der naiven und vertrauensseligen Rothäute, die mit Schrecken in den Augen das Gehaben ihrer Weißen Götter billigten. Nicht eher ruhten die spanischen Konquistadoren, als bis sie die Hauptstadt der Azteken, Tenochtit-lan (dem heutigen Mexiko), inmitten eines großen und flachen Sees, nur durch Brücken und Kanäle mit dem Festland verbunden, erreichten, eingenommen und vernichtet, den von seinen Göttern verlassenen Motecuhzuma getötet, sein Volk ausgerottet und seine unendlichen Schätze an Gold, Edelsteinen und kostbaren Federn geraubt hatten.

Verschiedene Codices, in den Bibliotheken von Florenz, Paris, Madrid und Mexiko aufbewahrt, enthalten die Aufzeichnungen einheimischer Mestizen und spanischer Konquistadoren von diesen erschütternden Ereignissen in indianischem Dialekt (Nahuatl) und in spanischer Sprache. Dafür, daß diese Aufzeichnungen hier im Original vorgelegt und dem europäischen Publikum durch Ubersetzungen nahegebracht wurden, können wir dem mexikanischen Ethnologen Dr. Angel Maria Garibay K. nicht genug danken. Echt und viel aussagend sind die Schilderungen von Augenzeugen und*ihrer wenigen überlebenden Nachkommen über die Goldgier und die maßlose Grausamkeit der Konquistadoren.

Proben aus den Originaltexten und Wiedergaben von Illustrationen indianischer Herkunft zeichnen dieses kostbare und seltene Büchlein aus, in dem ungeschminkt, mit den Augen der Geknechteten und der Knechtenden der kurze Weg vom Höhepunkt zum Untergang eines Kulturreiches geschildert wird.