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Kellerstenogramm

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Kabarett „Der Würfel“:

Mit dem neuen Programm „Verschlampt in alle Ewigkeit“ geht das Ensemble an eine schwere Front — wenigstens in einigen Nummern. Im allgemeinen nimmt man's nicht so genau mit dem Titel, denn wer vieles singt, wird manchmal etwas zwingen. In diesem Sinne mischt der „Würfel“ wie schon seit langem vier kaberettistische Möglichkeiten: sehr zeitbezogenes, parodistisch schwaches Polemisieren (Das Geburtstagskind, Probst Mahlzeit...), dann moralisierende Nummern, bei denen sich auch der unpolitische Bürger an der Nase gepackt fühlen kann (Das Plakat, Cool...), weiters die interessanten Lodynski-Studien (Das Mikrophon ...) und schließlich Satirisches verschiedener Tendenzen (Das Erl, Historisches Essen, Drunt am Praterstern ...). Die letzten beiden Formen sind eindeutig die Stärke des „Würfeis“ — vom Text und von der Ensemblekapazität her. Das macht den zweiten Teil der „Schlamperei“ unter der Regie von Peter Lodwnsfci und Kuno Knöbl um Beträchtliches besser als den etwas langatmigen ersten. „Drunt am Praterstern“ und „Wer Blech hat im Leben“ beispielsweise sind Höhepunkte, derentwegen man die Nerz-Frage Klein oder Nichtklein gerne beiseite läßt.

Theater am Belvedere:

Eine Komödie, bei der es nichts zu lachen gibt, nennt Gottfried Hauser sein neues Stück „adam, der große“. Urvater Adam distanziert sich nämlich angesichts der Übervölkerung der Erde entschieden von allem weiteren Kindersegen, um am Ende doch wieder durch seine Tochter Rachel rückfällig zu werden. Der ewige Zirkus — nach Hauser. Dieser beeilt sich aber, im Programmheft ausdrücklich festzuhalten, daß die „Anleihen“ aus dem Alten Testament nicht als „Persiflage“ aufgefaßt werden sollten. Man glaubt kein Wort. Daß Hauser etwas sagen zu müssen glaubt, weiß man noch vom Pazifistenscherz „erschieß das seh wein“; daß die Ergebnisse dieses Zwangs unzulänglich sind, weiß man aus der gleichen Quelle. Denn die Ratschlüsse des Dramatikers Hauser sind genauso unerforschlich und verworren wie die des Denkers. Wobei er zugegebenermaßen mit dem „Adam“ — rein dramatisch gesehen — kleine Fortschritte gemacht hat. Aber was hilft's, zur Gestaltung reicht es nicht. Der Prophet hat noch mancherlei Erleuchtung nötig, was auch die Banalitäten im Programm beweisen. Irimbert Ganser inszenierte sicherlich auf eine Art, mit der der Autor einverstanden war: missionarisch und ohne soviel Witz, den es nötig gehabt hätte. Schauspielerisch unbedeutend. Bleibt nur noch das schlechte Bühnenbild von Robert Sylvester zu erwähnen.

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