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Propagandisten der Tat

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„Das z,iei aes lerronsmus ist es nicht, Menschen zu töten oder Hab und Gut zu zerstören, sondern allein Aufsehen zu erregen...“ Diese Zeilen stammen nicht etwa von Nobert Burger, mit ihnen beginnt eine Philosophie des Terrors durch den Verfasser. Sie steht am Ende des vorliegenden Buches. Die anderen umfangreichen Kapitel machen uns mit den Propagandisten der Tat“ und ihren Aktionen bekannt. Die jungen Männer und Frauen der Narodnaja Wolja, die mit Dynamit und Pistolen auszogen, um dem russischen Absolutismus in der geheiligten Person des Zaren selbst zu treffen, stehen am Anfang. Eine sehr engagiert geschriebene Studie des französischen Verfassers über die OAS '— fast wäre man versucht zu sagen: ein Plädoyer für die OAS — beschließt die „Einzeluntersuchungen“. Dazwischen werden terroristische Aktionen inner- und außerhalb Europas, die heute bereits Geschichte sind, vorgestellt, ihre psychologischen Wurzeln aufgedeckt und ihre Folgen untersucht. Es sind sehr unterschiedliche „Unternehmen“, die die Aufmerksamkeit des Verfassers erregt haben. Sie alle verbindet wohl nur eines, daß ihr Führer mit der Gewalt auf Du und Du standen. Gerade beim Kapitel über die „Eiserne Garde“ Rumäniens wird aber die mangelnde Fähigkeit Gauchers zu einer klaren Gliederung seines umfangreichen Stoffes und zu der dann auch notwendigen Auslese deutlich. Codreanu und seine Männer scheuten gewiß nicht den Umgang mit der Gewalt. Aber welche totalitäre politische Partei der Zwischenkriegszeit tat dies? Entweder also alle oder keine.

Unterschiedlich ist auch die Darstellung des Terrors und seiner Propheten. Die Studie über den russischen Terrorismus der Zarenzeit wirkt trotz oder wegen ihres Um-fangs reichlich „nacherzählt“. Die Untersuchung über die französischen Anarchisten dagegen ist mager. Umfassend informiert die Darstellung des irischen Freiheitskampfes. Sie, wie das der IMRO gewidmete Kapitel, können auch den historisch versierten Leser in seinem Wissen bereichern.

Ein Buch, das nicht von Seite 1 bis 360 von gleichmäßigem Wert erscheint, unterschiedlich in der Darstellung, manchmal willkürlich in der Auswahl und zum Schluß (Algerien und OAS) nicht ohne Parteinahme.

Dennoch regt es an, sich mit dem Terror und seinen Exponenten auch

stens seit der Ermordung Kennedys besteht die traurige Gewißheit, daß wir uns dem Phänomen „Gewalt“ auch in unserer so hoch zivilisierten Welt erneut stellen müssen.. Unser „Mini-Algerien“, in das Exponenten eines neuen radikalen deutschen Nationalismus lange genug geduldet von einem falsch verstandenen Tiroler Patriotismus Südtirol verwandeln wollen, nicht zu vergessen.

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